Ein Nachbericht zur Veranstaltung "Neue Märkte in Kambodscha und Laos erschließen"
19.10.2016Trotz eines stark gestiegenen Interesses an den Ländern der ASEAN-Gruppe stehen Kambodscha und Laos weiter etwas im Hintergrund der Wahrnehmung der Unternehmen. Da beide Länder, trotz vergleichsweise begrenzter Märkte, eine Vielzahl von Chancen und Gelegenheiten aufweisen, hat der OAV am 10. Oktober 2016 in Kooperation mit der Handelskammer Hamburg in deren Räumen ein Informationsseminar zu diesen Ländern durchgeführt. Als Referenten wurden Vertreter der europäischen Handelskammern vor Ort eingeladen. Die Kammervertreter gaben einen Überblick zu den unternehmerischen Möglichkeiten, stellten Wachstumsbranchen vor und wiesen auf landestypische Herausforderungen hin. Zudem skizzierten sie den Hintergrund und die Aufgabenbereiche ihrer Institutionen.
Als erstes betonte Fabrice Bernard, Outreach Manager der EuroCham Cambodia, Kambodschas hohe makroökonomische Stabilität und das beeindruckende Wachstum in den letzten 20 Jahren. Als Pluspunkte nannte er eine investorenfreundliche Wirtschaftspolitik, die vorteilhafte geografische Lage, günstige Arbeitskosten und einen geringen Wettbewerbsdruck in vielen Sparten, der die Erzielung hoher Margen begünstigt. Insbesondere verfolge die Regierung eine Strategie zum weiteren Ausbau der verarbeitenden Industrie. Dem stünden als Schwächen v.a. Korruption, Fachkräftemangel, der schwierige Zugang zu Kapital und eine teils stark verbesserungswürdige Infrastruktur gegenüber. Insgesamt leide Kambodscha unter einem Wahrnehmungsdefizit, da dort Geschäftstätigkeiten leichter aufzunehmen sind als in anderen ASEAN-Staaten. Betätigungschancen existieren etwa im Energiebereich, bei der arbeitsintensiven Fertigung und beim Upgrading der Agrarwirtschaft.
Einem ähnlichen Tenor folgte die Präsentation von Dr. Ramon Bruesseler, Executive Director der EuroCham Laos. Trotz fehlenden Meerzuganges befindet sich Laos im Zentrum von Festlandsüdostasien und fungiert zudem als Brücke nach China. Schon seit Jahren weist Laos eine der höchsten Wachstumsraten weltweit auf, die zudem von hoher Konstanz geprägt ist. Ferner zeige sich, dass das Wachstum zunehmend aus dem Nicht-Ressourcen-Sektor stammt. Der durchschnittliche Monatslohn ist mit 119 US-Dollar der geringste im ASEAN-Raum, wobei, um Fachkräfte binden zu können, aber meist mehr gezahlt werden müsse. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und weitere Auslandsinvestitionen anzuziehen, setzt die Regierung konsequent auf die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen, wobei aus europäischer Sicht vor allem diejenigen im Großraum Vientiane von Interesse sind.
Trotz noch bestehender Mängel (Korruption, inkonsistente Umsetzung von Gesetzen, intransparente Entscheidungen) hat Laos zuletzt große Fortschritte in internationalen Rankings erreicht. So seien die Kosten zur Eröffnung eines Geschäftes gering, jedoch ist die nötige Zeitdauer überdurchschnittlich hoch. Auch in Laos stellt der Mangel an Fachkräften ein großes Problem dar, sodass investierende Unternehmen kaum umhinkämen, selbst für entsprechende Ausbildungsangebote zu sorgen. Eine besondere Nachfrage bestehe im Land nach Maschinen und Anlagen für Wasserkraftprojekte und die Textilindustrie sowie für Bauingenieursleistungen.
Die Referenten zeigten sich optimistisch, dass sich die Bedingungen in beiden Ländern sukzessive weiter verbessern und zunehmend auch mehr europäische Firmen den Markteintritt wagen.