Der deutsche Mittelstand erkundete erneut Geschäftschancen auf der „Business Opportunities Fair“ der ADB

Zum zweiten Mal veranstaltete der OAV zusammen mit dem EZ-Scout-Programm diesmal in Kooperation mit den AHKs Philippinen, Indien und Japan eine Delegationsreise zur „Business Opportunities Fair (BOF) der Asiatischen Entwicklungsbank“ (ADB), die vom 13. – 17. März 2018 dauerte.

18.04.2018

An der Reise nahmen 15 Vertreter deutscher Unternehmen, asiatischer Tochtergesellschaften sowie asiatischer Partnerunternehmen teil. Mit zwölf Delegierten waren Unternehmen aus dem Bereich Infrastruktur und darunter besonders stark aus dem Wasser-/Abwassersektor vertreten.

Die erste Station der Reise in Manila vom 13.-15. März diente dazu, unter deutschen mittelständischen Unternehmen Kenntnisse über die Geschäftsmöglichkeiten bei ADB-Projekten aufzubauen und zu vertiefen und so einen Beitrag dazu zu leisten, ihren Anteil unter den ADB-Auftragnehmern zu erhöhen. Infrastrukturinvestitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern dort Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung. Deutsche Mittelständler können durch ihr unternehmerisches Engagement in Projektierungen und Implementierungen von ADB-finanzierten Vorhaben zu einer widerstandsfähigen Infrastruktur in Asien und damit zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Agenda 2030 beitragen. Ein weiterer Zweck der Reise war es, die Konsortialbildung zwischen den Delegierten mit japanischen Unternehmen, die an der BOF teilnahmen, zu initiieren.

Während des BOF-Forums informierten ADB-Beschaffungs- und Sektor-Spezialisten zu den allgemeinen Geschäftsbedingungen, Beschaffungsregelungen und -verfahren sowie zu den laufenden und zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten der ADB. Über den Auftragsbestand bei den Finanzierungsinstrumenten in den unterschiedlichen Sektoren gaben regionale Sektor-Spezialisten Auskunft.

Im Rahmenprogramm der Reise in Manila verschaffte Herr Fischer, der für Deutschland, das Vereinigte Königreich, die Türkei und Luxemburg verantwortliche ADB-Direktor, den deutschen Delegierten einen Überblick über die Rolle der multilateralen Entwicklungsbank, ihr Geschäftsergebnis, ihre Strategie 2020 und 2030, ihre größten Kunden sowie zum Auftragsvolumen deutscher Unternehmer.  Der ADB-Beschaffungsdirektor Herr Poick stellte ihnen die Vorteile ADB-finanzierter Aufträge, die Beschaffungsregelungen und -verfahren vor, gab praktische Hinweise zum erfolgreichen Bieten bei ADB-Ausschreibungen und informierte über die Reformen bei der ADB-Beschaffung. Besonders geschätzt wurden die vorab arrangierten bilateralen Gespräche mit ADB-Beschaffungsexperten und Sektor-Spezialisten, in denen die Delegierten die spezifischen Anliegen ihrer Unternehmen besprechen konnten.

Die deutschen Delegierten erhielten im Vortrag von Herrn Kompalla, Geschäftsführer der AHK Philippinen einen Einblick in die handelspolitischen Aspekte bei ADB-Ausschreibungen in der ASEAN-Region. Wie im Vorjahr tauschten sich die Delegierten Österreichs und Deutschlands zu gemeinsamen Geschäftsmöglichkeiten im Rahmen eines Mittagessens aus.

Erstmalig fanden B2B-Gespräche zur Anbahnung von Kooperationen zwischen Vertretern deutscher und japanischer Infrastrukturunternehmen für gemeinsame Gebote bei ADB-Ausschreibungen statt. Von deutscher Seite nahmen daran sechs und von japanischer Seite drei Unternehmen teil. Vorausgegangen war ein Vortrag von Herrn Schürmann, dem Geschäftsführer der AHK Japan, zum Drittmarktgeschäft mit japanischen Unternehmen. Er beleuchtete das strategische Geschäftspotential, das in der Kooperation deutscher und japanischer Unternehmen beim Infrastrukturausbau Asiens existiert. Die starke Internationalisierung der japanischen Wirtschaft, der großen Handelshäuser, Generalübernehmer und des Mittelstandes und die Flankierung der japanischen Regierung durch das Programm „Partnership for Quality Infrastructure“ bieten dafür gute Voraussetzungen. Bei einem Abendessen zu dem Dr. Kricke, der deutsche Botschafter in Manila, die deutsche Delegation, die japanischen Unternehmer und einen Vertreter der japanischen Botschaft in seine Residenz eingeladen hatte, wurden diese Gespräche weiter vertieft.

Die zweite Station der Reise vom 16.-17. März in Kolkata war dazu bestimmt die Delegierten über Geschäftsmöglichkeiten bei ADB-finanzierten Projekten in Südasien, der asiatischen Region mit dem zweithöchsten Investitionsbedarf in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten und speziell über Geschäftsmöglichkeiten in Indien, einem der größten Kreditnehmer der ADB sowie zu anderweitig finanzierten Projekten in Indien und Bangladesch zu informieren.

Einen kompakten Überblick über Infrastrukturbedarf sowie laufende und geplante indische Großprojekte in allen Infrastruktursektoren gab Herr Hundt, Korrrespondent der GTAI. Zum regionalen Infrastrukturbedarf und den aktuellen und zukünftigen Projekten in Westbengalen, Odisha und Orissa informierte Frau Pandey, die Regionaldirektorin der AHK Indien/Kolkata. Herr Dr. Feiner, Deutscher Generalkonsul in Kolkata hatte die Delegation zu einem Abendessen geladen und beleuchtete die politische Situation in Indien und Herr Dr. Prinz, deutscher Botschafter in Dhaka, die politische Situation in Bangladesch, einem weiteren großen Kreditnehmer der ADB.

Der stellvertretende Landesleiter der Indian Resident Mission der ADB, Herr Mitra und sein Team stellten die ADB Country Partnership Strategy 2018 -2022 für Indien vor, die auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, inklusive Versorgung mit Infrastrukturnetzwerken und Dienstleistungen und bessere Anpassungsfähigkeit an Klimaveränderungen zielt.  Er setzte die Delegierten zu den laufenden und zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten der ADB in Indien ins Bild und informierte über den Auftragsbestand in den unterschiedlichen Sektoren in Indien.

Am Beispiel des von der ADB und der indischen Regierung als „Best Performing Project 2016“ ausgezeichneten Projektes „Kolkata Environmental Improvement Investment Programmes“ (KEIIP) lernten die Delegierten Herausforderungen und Lösungen erfolgreicher Implementierung komplexer Infrastrukturvorhaben wie der Sanierung und Erweiterung des Wasser- und Abwassernetzes sowie des Abfallmanagements in Kolkata kennen. Durch Präsentationen und die Besichtigung einer Projektbaustelle im Stadteil Cossipore ermöglichten die projektverantwortliche Kommunalverwaltung, Kolkata Municipal Corporation, und der Generalunternehmer Suez India Pvt. Ltd. Einblicke in das Projekt KEIIP.  Es hat eine Laufzeit von acht Jahren und kostet 570 Millionen US-Dollar, die mit einem 400 Millionen US-Dollar Kredit der ADB finanziert werden.

Über Infrastrukturprojekte aus dem Wassersektor, die durch die indische Zentralregierung oder Regierungen der indischen Bundesstaaten finanziert werden, informierte Herr Ahmed, Geschäftsführer der Harbauer India Pvt. Ltd. In den mobilen Testlaboren und Reinigungsanlagen des mittelständischen Unternehmens wird bereits in mehreren indischen Bundesstaaten und in einem Pilotprojet in Bangladesch Wasser auf Arsen-, Eisen und Fluoridrückstände getestet und davon gereinigt. Er berichtete über die Schwierigkeiten die Harbauer als KMU beim Markteintritt auf dem indischen Markt zu meistern hatte und welche Massnahmen und Partner dabei hilfreich waren. Die Delegation besichtige einen Wasserkiosk der Firma Harbauer, der vom staatlichen Krankenhaus S.S. K. M. in Kolkata betrieben wird.

Die Delegation setzte sich durchweg aus mittelständischen Unternehmen zusammen und die Hälfte von ihnen brachte sich in Bezug auf die Geschäftsmöglichkeiten bei ADB-Projekten auf den neuesten Stand und pflegte Kontakte in die ADB und zu Partnern. Die andere Hälfte der Unternehmen, für die die Geschäftsmöglichkeiten bei ADB-Projekten bisher Neuland waren, sind nun hierzu umfassend informiert. Außerdem sind die Delegierten jetzt mit den neuesten wirtschaftspolitischen Entwicklungen sowohl der ASEAN-Region als auch der größten südasiatischen ADB-Kreditnehmer vertraut. Es ist zu erwarten, dass sich zukünftig mehr deutsche Mittelständler an ADB-Ausschreibungen beteiligen und den Zuschlag bei ADB-finanzierten Projekten im Infrastrukturausbau Asiens erhalten werden. Durch ihr erhöhtes Geschäftsengagement bei ADB-Projekten würde der deutsche Beitrag an den Bestrebungen steigen für alle Menschen in asiatischen Entwicklungs- und Schwellenländern eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitätsversorgung, den Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie sowie die nachhaltige Gestaltung von Städten und Siedlungen zu realisieren. Die B2B-Gespräche führten zu ersten Kooperationsabsprachen zwischen deutschen und japanischen Infrastrukturunternehmen.

Hr. Ahmed, Geschäftsführer der Harbauer Pvt. Ltd., schätzte die gesamte Reise als „… ausgesprochen positiv ... und die Geprächsangebote bei der ADB als sehr fruchtbar“ ein. Herr Dr. Schwede, Geschäftsführer von EGS-Plan International GmbH, bezeichnete sie als „ … sehr beeindruckend“ und Herr Gosh, Associate Partner der Khaitan & Co. wertet die „ ... meetings und visits as very insightful“.

Aufgrund des durchweg positiven Feedbacks plant der OAV und das EZ-Scout Programm im nächsten Jahr erneut eine Delegationsreise zur „Business Opportunities Fair“ in Manila  zu organisieren, auf der die Kooperation zwischen deutschen und japanischen Unternehmen ausgeweitet werden soll.