Deutsch-Chinesische Demofarm Ganhe

Im Rahmen eines Public Private Partnership Projektes im Norden Chinas konnten agrarwirtschaftliche Leistungen erheblich gesteigert werden. Dazu beigetragen haben außer moderner deutscher Landtechnik vor allem praxisnahe Schulungen und bedarfsorientierte Fortbildungsmaßnahmen.

China ernährt bereits heute ca. 20 % der Weltbevölkerung auf nur 6 % der globalen Landwirtschaftsfläche. Auf lange Sicht ist die Ernährungssicherung der wachsenden chinesischen Bevölkerung nur möglich, wenn die Produktion vor Ort auf eine nachhaltige Weise gesteigert wird. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China birgt in dieser Hinsicht enorme Chancen für die beiden Partnerländer. Vor diesem Hintergrund förderte das Bundesministeriums fürErnährung und Land -
wirtschaft (BMEL) in Kooperation mit dem chinesischen Landwirtschaftsministerium (MoA) das Projekt „Deutsch- Chinesischer Demonstrationsbetrieb Staatsgut Ganhe“.

Die Wirtschaftspartner Claas, Lemken, Grimme und Rauch beteiligten sich mit Maschinen und Knowhow; die Arbeitsgemeinschaft DLG International/AFC Consultants International implementierte das Projekt im Auftrag des BMEL/GFA. Der Arbeitsgemeinschaft nutzen dabei ihre Netzwerke im deutschen Agrarsektor ebenso wie ihre breiten Erfahrungen aus Beratungsleistungen weltweit. Während der sechsjährigen Laufzeit (2008-2014) wurde aktiv auf effizientere und nachhaltigere Bewirtschaft-
ungsmethoden hingewirkt. Das Ziel des Projektes, die Landwirtschaft im Nordosten Chinas zu modernisieren, wurde erreicht:

Durch optimierte Agrarproduktion konnten auf der 1.000 ha großen Demonstrationsfarm signifikant höhere Erträge erzielt werden als auf umliegenden Flächen mit herkömmlichen Verfahren. Dazu beigetragen haben zum einen die hochmodernen Agrarmaschinen deutscher Hersteller, zum anderen waren die umfangreichen Trainingsmaßnahmen des chinesischen Personals treibende Kraft für den Projekterfolg.

Dementsprechend sind nach Projektende 2.100 Fach- und Führungskräfte aus der Agrarwirtschaft und -verwaltung weiter qualifiziert und mehr als 220 Techniker haben „on-thejob“ Trainings erhalten. Der Projektleiter Horst Bunge war über die Gesamtlaufzeit dafür verantwortlich, die moderne Landtechnik unter den vorherrschenden Bedingungen auf der Demonstrationsfarm zu testen und deren sachgerechte Handhabung zu unterrichten.

Unterstützt wurde er dabei durch deutsche Spezialisten sowie durch Fachkräfte der Agrarunternehmen und von insgesamt vier deutschen Young Professionals. So konnte demonstriert werden, wie Potentiale der Pflanzenproduktion mit neu-
en Produktions- und Managementmethoden erschlossen und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit erhalten und Erosion verhindert werden können.

Zu Projektbeginn waren Seminare zu landwirtschaftlichen Fragestellungen mit Bezug zur Demonstrationsfarm in relevanten Regionen für Multiplikatoren des Sektors als mögliche Zusatzleistung gesehen worden. Denn fachliche Work-
shops mit hohem Praxisbezug sind in China (noch) nicht üblich. Nach den ersten Veranstaltungen war die Resonanz allerdings außerordentlich positiv und die Nachfrage wuchs so stark, dass die Anzahl der Seminare erheblich erhöht wer-
den konnte.

Das Schulungsprogramm umfasste die Vermittlung von theoretischen Kenntnis-
sen und praktischen Fähigkeiten bei der Anwendung moderner Technologie im Pflanzenbau ebenso wie die Vorbereitung chinesischer Farmmanager, die De-
monstrationsfarm nach Projektende verantwortungsvoll weiterzuführen.

Im Hinblick auf selbstständiges Planen und Arbeiten und in der Arbeitsorganisation haben insbesondere zwei Projektassistenten im Laufe der Zeit viel hinzulernen kön-
nen. Die beiden Nachwuchs-Manager absolvierten 2012 in Deutschland mehrwöchige praktische Zusatzausbildungen in Landtechnik und Agronomie und konnten damit außer technischen Fertigkeiten auch interkulturelle Kompetenzen und vermittelnde Fähigkeiten gewinnen. Eigenverantwortlich bewirtschafteten sie im letzten Projektjahr 80 ha, um ihr erworbenes Wissen und Können in der Praxis anzuwenden und ihre Führungsfähigkeiten zu festigen. Zu erwarten war dadurch auch, dass ihre Kompetenz vom Management der Holding und der Staatsfarm anerkannt wird und die Aufstiegschancen verbessert werden.

Dass nach Projektende einer der beiden Chinesen als Manager im neu errichtet-
en Servicecenter auf der Demonstrationsfarm arbeitet und der andere als Agro Training & Product Marketing Manager von der Firma Lemken für das deutsch-chinesische Geschäft der Firma engagiert wurde, zeigt die nachhaltige Wirkung dieser Public Private Partnerships.

Besondere Bedeutung kamen den Feldtagen zu, die jährlich veranstaltet wurden, um die Bewirtschaftungsform der Demonstrationsfarm einem breiten Fachpub-
likum zu veranschaulichen: Insgesamt mehr als 420 Teilnehmer nutzten dieses Angebot der Wissensvermittlung; Maschinendemonstrationen sowie Präsen-
tation zahlreicher Versuche für unterschiedliche Anbauverfahren und Sorten wurden „zum Anfassen“ präsentiert und von den Chinesen begeistert studiert.

Das DLG-Büro in Peking unterstützte das Konsortium DLG/AFC insbesondere bei den Feldtagen durch Koordination vor Ort und umfangreiche Medienkontakte in der Branche.

Weiterhin wurde der aktive Austausch zwischen deutschen und chinesischen Experten durch jährliche Studienreisen nach Deutschland gepflegt. Im Rahmen jeder Reise informierten sich die Chinesen u.a. auf Betriebsbesichtigungen und führenden Fachmessen über die aktuellen Entwicklungen in der internationalen Agrar-
wirtschaft und die Netzwerke des Projektes mit den beteiligten Firmen konnten gefestigt werden.


Dem Projektleiter gelang es, durch Zusammenarbeit mit der Agraruniversität in Peking die wissenschaftliche Seite des Vorhabens zu etablieren. So fertigten zwei chinesische Studenten ihre Promotionen zu pflanzenbaulichen Themen im Rahmen des Projektes an. Weiterhin wurde die Effizienz des Maschineneinsatzes mit wissenschaftlichen Methoden ausgewertet, um chinesischen Farmmanagern Entscheidungshilfen über den Einsatz weiterer Landtechnik aus Deutschland zu geben.

Fazit nach Projektende ist, dass sowohl praktische Feldarbeiter als auch Entscheidungsträger und Medien mit den Informationen zu nachhaltigen Methoden der Bewirtschaftung erreicht wurden.

Aus den Projekterfahrungen können die folgenden Empfehlungen für ähnliche Kooperationen im Aus- und Fortbildungsbereich gegeben werden:

  • Ein Netzwerk von Trainingsinstituten in Deutschland und vor Ort aufzubauen
  • (Wirtschafts-) Projektpartner eng in die Trainingsmaßnahmen einzubeziehen
  • Die kulturellen Aspekte zu berücksichtigen
  • Die Trainingsmaßnahmen nachhaltig zu finanzieren
  • Dem zeitlichen Rahmen besondere Beachtung zu schenken – Ausbildung braucht Zeit!

Die deutsch-chinesische Zusammenarbeit – unabhängig von der Branche – in Bezug auf „Capacity Building“ birgt viel Potential, um wirtschaftliche Kooperationen zu intensivieren. Dabei müssen die unterschiedlichen Lehr- und Lernformen berücksichtigt und ausreichend Zeit eingeplant werden. Dann wird die gemeinsame Arbeit nachhaltig Früchte tragen.

 

 

 

 

Stefanie Jennifer Maak

Stefanie Jennifer Maak ist Senior Project Manager bei AFC Consultants International.

 

 

 

 

 

Arvind Kumar

Tesa Weiss ist Senior Project Manager bei AFC Consultants International.

www.bmel-kooperationsprogramm.de
www.afci.de