Bericht des chinesischen Botschafters Shi Mingde zum 19. Parteitag der KPCh

Der OAV lud zu einem exklusiven Bericht des chinesischen Botschafters Shi Mingde zu den Ergebnissen den 19. Parteitags der KPCh ein. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten des OAV-Mitgliedsunternehmens Bayer AG statt. Im Anschluss folgte eine Führung durch das Bayer CoLaborator.

26-01-2018

Der Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas, der vom 18. bis zum 24. Oktober 2017 in Peking stattfand, generierte auch außerhalb von China großes Interesse. Die Partei gab die Richtlinien und das Führungspersonal für die nächsten fünf Jahre vor und Staatspräsident Xi Jinping verkündete, dass das Land „eine neue Ära des Sozialismus" erreicht habe. Nun mache man sich dafür bereit, bis 2030 die „sozialistische Modernisierung Chinas grundlegend umzusetzen". Doch was genau steckt hinter den gesetzten Meilensteinen und welche Auswirkungen werden die Ergebnisse des diesjährigen Parteitags auf deutsche Unternehmen haben? Der OAV – German Asia-Pacific Business Association lud zur Diskussion dieser Fragestellung in die Räumlichkeiten des OAV-Mitgliedsunternehmens Bayer AG in Berlin ein. Dort informierte Seine Exzellenz Shi Mingde, der chinesische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, exklusiv über den Parteitag und die Auswirkungen auf die deutsch-chinesischen Beziehungen. Im Anschluss an den Bericht folgte eine Führung durch das Bayer CoLaborator, ein Inkubationszentrum für junge Unternehmen im Bereich Life-Science.

In seinem Bericht beschrieb Botschafter Shi Mingde den 19. Parteitag als „neuen Meilenstein in der Entwicklung Chinas“, der mit dem Parteitag im Jahr 1978 vergleichbar wäre, als Deng Xiaoping die Öffnungspolitik Chinas begründete. Der Parteitag gibt auch Anlass, zu reflektieren was China seitdem erreicht habe und in welcher Form sich das Land in Zukunft weiterentwickeln müsse. Die chinesische Regierung habe es geschafft, 700 Millionen Menschen über die Armutsgrenze zu heben, diese hätten nun auch andere Ansprüche wie Ökologie und höhere Lebensqualität. Große ökonomische und politische Erfolge seien in der Vergangenheit mit einem ineffizienten und hohen Ressourcenverbrauch erkauft worden, welchen man in der Zukunft nicht fortführen könne und wolle.

China sei nun Mitgestalter der bestehenden Weltordnung und möchte sich dafür einsetzen, dass Probleme gemeinsam gelöst werden und dabei der Dialog mit Schwellenländern gesucht werde, denen bislang keine ausreichende Rolle in der Weltpolitik eingeräumt wurde. Auch aufgrund des gegenwärtig größten Faktors der Ungewissheit in der globalen Politik, den USA, müssten China und Deutschland ihre Zusammenarbeit intensivieren, unter anderem durch eine freie und faire Handelspolitik. China lege nun einen größeren Wert auf eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Wirtschaft, hierbei sei Deutschland ein wichtiger Partner für China. Die Beseitigung von Inneffizienzen in der Produktion und die Steigerung der Qualität sei auch der Hauptanspruch hinter der Kampagne „Made in China 2025“.

Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft mit dem Fokus auf High-Tech Branchen bedeute teilweise steigende Konkurrenz für deutsche Unternehmen, doch die Angst der deutschen Wirtschaft vor China sei unbegründet. Zum einen werde von den Medien die Höhe der chinesischen Investitionen in Deutschland stark überzeichnet, nur 0,3 Prozent der Investitionen in Deutschland wurden 2017 von China getätigt, zum anderen liege es an Deutschland selbst, sich weiterzuentwickeln und technologisch nicht zurückzufallen. China brauche Deutschlands Zusammenarbeit und Technologie um die gesetzten politischen Ziele zu erreichen, zum Beispiel in den Bereichen Elektromobilität sowie Wasser- und Abfallmanagement. In jedem Fall sei Protektionismus nicht der richtige Weg, denn ein starker Handel biete beiden Ländern viele Vorteile, so profitiere Deutschland beispielsweise auch von den hohen Absatzzahlen deutscher Automobilhersteller in China.

Auch entlang der neuen Seidenstraße möchte man eng mit Deutschland und der EU zusammenarbeiten. Die weitere Öffnung Chinas, wie von vielen Unternehmen gefordert, sei jedoch ein schrittweiser Prozess. Im 19. Parteitag habe man eine Reihe von Neuerungen beschlossen, die zur Öffnung für ausländische Unternehmen beitragen sollen. So werden der Finanz-, Bergbau- und Fertigungssektor weiter geöffnet und per Gesetz alle Unternehmen in China als chinesische Unternehmen behandelt. Sollte dieser Grundsatz in Einzelfällen verletzt werden, so stünde die Botschaft jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung und unterstütze deutsche Unternehmen gerne. China habe von der wirtschaftlichen Öffnung in der Vergangenheit stark profitiert, es gebe keinen Grund eine weitere Öffnung nicht voranzutreiben.

Die Besorgnis über die Einflussnahme von chinesischen Parteizellen in deutschen Unternehmen in China sei Botschafter Shi Mingde bekannt. Die Gründung dieser Parteizellen sei jedoch seit langer Zeit gesetzlich geregelt und unverändert: Mitarbeiter können Parteizellen gründen, werden dazu aber nicht von der Regierung angehalten. Eine Einmischung in die Unternehmensführung durch Parteizellen sei nicht vorgesehen.

Zum Abschluss der Veranstaltung fand eine Führung durch das Bayer CoLaborator statt, in der das Konzept eines für junge Unternehmen zur Miete verfügbar stehenden Laborraums vorgestellt wurde. Der Standort in Berlin beherbergt neun StartUp Unternehmen und möchte insbesondere durch die physische Nähe zu Zusammenarbeit anregen und Synergien erzeugen.