Masken statt Jeans
Die Covid-19-Krise hatte weltweit durch Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregelungen gravierende Auswirkungen auf den Einzelhandel. Wochenlange Ladenschließungen führten zu sich auftürmenden Warenbeständen, besonders bei Bekleidungshändlern. Als Folge dessen reagierten Retailer, Brands und auch Online- Anbieter mit Auftragsstornierungen, Forderungen nach Preisnachlässen und Vordatierungen von Lieferterminen. Ebenso wie der Bekleidungseinzelhandel gerieten sämtliche Vorstufen wie Fertigungsbetriebe, Rohstoffhersteller und Logistiker in allen Regionen der Welt in eine existenzielle Krise.
Die OSPIG-Gruppe mit Sitz in Bremen und Hong Kong ist ein traditionsreiches Familienunternehmen mit 75- jähriger erfolgreicher Historie im Jeans- und Sportswear-Bereich. Besondere Stärke ist die Herstellung von Hosen und Jacken in eigenen Produktionsbetrieben und Wäschereien mit 5.000 Beschäftigten. Abnehmer der qualitativ hochwertigen Produkte sind gehobene Bekleidungsmarken weltweit, Department Stores, Filialunternehmen und Online-Händler. Zudem wird für die eigenen Marken PADDOCK’S, REDPOINT und S4 gefertigt, die europaweit vertrieben werden.
Bekleidungsproduktion eingestellt
Als Folge der Corona-Pandemie musste OSPIG einerseits die Bekleidungsproduktion in ihren eigenen Fertigungsbetrieben in Tunesien und Bangladesch aufgrund behördlicher Anordnungen für sechs Wochen komplett einstellen. Andererseits hatte die eigene Produktionsstätte „PADMAC VIETNAM“ in Nam Dinh – gelegen zwischen der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi und dem Verschiffungshafen Hai Phong – aufgrund der Stornierung von Aufträgen amerikanischer Kunden die Produktion zunächst um 50 Prozent herunterfahren müssen: Eine unvorhersehbare Situation mit weitreichenden negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Produktionsumstellung zur Sicherung von Arbeitsplätzen
Als Ausweg aus dieser bedrohlichen Situation für den Fertigungsbetrieb in Vietnam und zur Sicherung der 1.200 Arbeitsplätze vor Ort stellte man das Produkt-Portfolio auf die Fertigung von 2-lagigen Gesichtsmasken aus reiner Baumwolle mit OEKOTEX-100-Zertifizierung um. Die Masken sind nachhaltig, da waschbar und wiederverwertbar. Um dem Produkt im Vergleich zu anderen Herstellern einen besonderen Mehrwert zu verschaffen, bietet man den Kunden an, die „Mund-Nasen-Masken“ mit gedruckten oder gestickten Firmen- oder Marken-Logos zu veredeln.
Ausweitung der Kundenbasis
Diese Idee eröffnete neben den bestehenden Abnehmern der Produkte der OSPIG-Gruppe ein weit darüber hinaus gehendes Kunden-Portfolio. Man beliefert somit neuerdings nicht nur Händler aus dem Bekleidungsbereich, sondern auch Kunden vom Schraubenhersteller und Architekten über Gebäudereiniger und Regierungsbetriebe bis hin zu Bürgermeistern, die ihre Städte-Logos auf die Masken aufbringen lassen, um diese an Mitarbeiter und Touristik- Büros zu verteilen. „Design Made in Germany“ erhöht die optische Attraktivität und Funktionalität der Mundschütze – eine Variante für Kinder rundet das Sortiment ab. Eine besondere Herausforderung bei der Produktumstellung bestand in der Eile, die aufgrund des dringenden Bedarfs an Masken in Europa geboten war. Ausgangsmaterialien für Mundschütze wurden täglich knapper. Hier halfen gute Kontakte zu Materialherstellern direkt vor Ort in Vietnam, die OSPIG mit einer schnellen Belieferung der gesuchten Webwaren, Nasenstege und elastischen Bändern kurzfristig unterstützten. Schnelle Lieferwege waren ebenfalls ein knappes Gut. Um zu gewährleisten, dass die Ware auf kurzen Wegen zu den Kunden in Europa gelangt, wird diese nun per Luftfracht oder Kurierdienst versandt. In vertrieblicher Hinsicht kam OSPIG der europaweite Außendienst in 25 Ländern zugute, der die neuen Produkte kurzfristig in allen Märkten anbieten konnte.
Herstellung von Masken bis zum Ende der Pandemie
Folgt man den Empfehlungen zur Reinigung der Mundschutze geht der Trend zur „Zweit- und Drittmaske“ und das Thema Nachhaltigkeit hält auch im Bereich der Gesichtsmasken Einzug. Daher sieht man in der Fertigung der Gesichtsmasken noch bis zum Ende der Pandemie eine parallele Produkt- und Marketing-Strategie, die die negativen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die wirtschaftliche Lage des Traditionsunternehmens OSPIG zumindest partiell abmildern kann. Nichts allerdings ist aus Sicht der Geschäftsführung der OSPIG-Gruppe wichtiger als eine Rückkehr zur Normalität, auch im Hinblick auf das eigene Produkt-Portfolio.