Duale Berufsausbildung: Ein bedeutender Baustein für Nepal
Junge Menschen aus Nepal sind auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive. Deshalb verlassen tausende Jugendliche das Land, um im Ausland Geld zu verdienen. Doch Nepal braucht die jungen Menschen, um die eigene Wirtschaft nachhaltig aufzubauen.
Der über 10 Jahre anhaltende Bürgerkrieg zwischen 1996 und 2006 hat das überholte Bildungssystem in Mitleidenschaft gezogen. Das Erdbeben im Jahr 2015 zerstörte zudem bestimmte Gebiete in Nepal nahezu vollkommen. Inzwischen wurde jedoch eine neue Regierung mit etwa Zweidrittel-Mehrheit gewählt, die politische Stabilität verspricht und versucht, das dringend benötigte Wirtschaftswachstum zu erzielen. Durch verschiedene Programme der Regierung haben auch internationale Unternehmen die Möglichkeit zu investieren und wirtschaftliche Potenziale Nepals zu nutzen. Jedoch erschweren es die dortigen Rahmenbedingungen und vor allem der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, Projekte nachhaltig umzusetzen.
Tausende junge Menschen verlassen das Land
Jährlich drängen in Nepal rund tausend Jugendliche auf den Arbeitsmarkt – oft mit geringer beruflicher Qualifikation. Für eine Anstellung ist die berufliche Ausbildung allerdings entscheidend. Daher verlassen viele dieser jungen Menschen das Land, um meist in arabischen Ländern im Niedriglohnsektor zu arbeiten. Das Ziel dieser Jugendlichen ist das Geldverdienen, um für sich und ihre Familien den Lebensunterhalt zu sichern. Diesen jungen Menschen nach der schulischen Ausbildung eine bessere berufliche Perspektive zu geben, ist der Schlüssel, um einer Abwanderung der Jugendlichen entgegenzuwirken und die Wirtschaft in Nepal nachhaltig aufzubauen. Eine berufliche Ausbildung bietet den jungen Menschen eine wirkliche Qualifizierung und ferner die Möglichkeit, in einer Firma Geld zu verdienen. Doch die Herausforderungen sind groß. Kooperationen zwischen der Regierung und dem in Nepal gegründeten Council for Technical Education and Vocational Training (CTEVT), der lokalen Industrie, lokalen Nichtregierungsorganisationen sowie ausländischen Firmen sind notwendig, um ein partnerschaftliches Ausbildungsprogramm umzusetzen. Darüber hinaus spielen auch kulturelle Faktoren eine Rolle, die die Jugendlichen davon abhalten einer handwerklichen Ausbildung oder Tätigkeit nachzugehen. Solche Arbeiten sind mit einem geringen gesellschaftlichen Ansehen verbunden und die Erträge einer auf Langfristigkeit angelegten Tätigkeit werden häufig unterschätzt.
Duale Berufsausbildung: Ein bedeutender Baustein für Nepals nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
Es gilt, in Nepal zu einem Kulturwandel beizutragen und gleichzeitig Perspektiven für junge Menschen auf dem nepalesischen Arbeitsmarkt zu schaffen. Nach Informationen der IHK in Deutschland werden über 60 Prozent der Jugendlichen in Deutschland nach dem Prinzip der dualen Berufsausbildung qualifiziert. Das zeigt, dass eine theoretische und praktische Berufsausbildung große Wertschätzung genießt und weltweit bei Unternehmen anerkannt ist. Gemeinsam mit nepalesischen Unternehmen soll in Nepal ein ähnliches System aufgebaut werden, um Jugendlichen Perspektiven einer handwerklichen Tätigkeit aufzuzeigen und Fachkräfte auszubilden, um somit zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen. Das dafür in Nepal gegründete CTEVT, der zuständige Rat der Regierung für das duale Berufsausbildungskonzept, engagiert sich für eine enge Kooperation mit einheimischen sowie ausländischen Firmen, damit ein internationaler Standard der Ausbildung erreicht wird. Gleichzeitig soll so die Akzeptanz am Arbeitsmarkt in Nepal erhöht werden.
Berufsabschluss nach internationalem Standard
Das Modell der dualen Ausbildung soll, ähnlich wie in Deutschland, insgesamt drei Jahre dauern und Theorie und Praxis vereinen. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die jungen Menschen ein nepalesisches CTEVT-Diplom sowie ein deutsches Ausbildungszertifikat einer IHK. Basierend auf diesem Modell initiierte der Verein „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V.“ in Kooperation mit der nepalesischen Sheshkant Foundation Ende des Jahres 2016 den Bau eines Ausbildungszentrums für Metall, Holz und Textil in Dhunibesi Dhading, außerhalb von Kathmandu. Der Bau der Metallwerkstatthalle sowie der Holzwerkstatthalle haben bereits begonnen. Nach der Installation von Maschinen, mit Hilfe der Auszubildende von der Firma Voith GmbH & Co. KGaA aus Heidenheim, soll die Werkstatt An- fang 2019 in Betrieb gehen. Langfristig sollen jährlich 220 Jugendliche in Nepal im Bereich Metall, Elektrotechnik (3 Jahre), Schweißarbeit, Holzbereich, Textil, sowie Wasserkraft Maintenance (4 bis 6 Monate) dort eine duale Ausbildung bekommen. In Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Voith und der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH sowie dem Programm develoPPP.de des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) soll eine anerkannte und akkreditierte duale Berufsausbildung im Bereich der Metallindustrie aufgebaut werden. In einer dreijährigen Ausbildung werden Mechaniker ausgebildet, die für Wasserkraftbetreiber und -unternehmen dringend gebraucht werden. Langfristig möchte das Unternehmen hier Fachkräfte für Betrieb und Wartung von Wasserkraftanlagen ausbilden. Der Verein ist bereits mit weiteren Unternehmen im Bereich Holz oder Textil in Verhandlungen, um schnellstmöglich eine Berufsausbildung für verschiedene Kompetenzen anzubieten. Durch das Know-how und die Ressourcen ausländischer Unternehmen können wirtschaftlich schwache Länder wie Nepal profitieren. Aber auch die ausländischen Unternehmen können Fachkräfte aufbauen und einen leichteren Marktzugang erhalten sowie von einem Wettbewerbsvorteil von Beginn an profitieren. Organisatorische oder finanzielle Unterstützung können Firmen von verschiedenen Förderprogrammen der Bundesregierung erhalten.
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
„Nur mit einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit der Vereine und lokalen und internationalen Unternehmen sowie der Unterstützung seitens der Regierung und viel wichtiger seitens der Bevölkerung, lässt sich eine duale Ausbildung zügig realisieren.“
Petra Pachner, Vorsitzende Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V.