Ein Favorit für deutsche Firmen

Trotz seiner wirtschaftlichen Stärke und Innovationskraft steht Südkorea in Deutschland etwas im Schatten anderer asiatischer Großakteure.
Viele OAV-Unternehmen sind derweil seit langem im Land engagiert und schätzen die Vorzüge und Perspektiven des Standortes. Wir haben einige Mitglieder um ihre spezifischen Einschätzungen und Erfahrungen gebeten.

 


Hightech und Halbleiter im Wirtschaftswunderland Südkorea

Gemessen an Größe und Kaufkraft geschrumpft, liegt aber immer noch bei stabilen drei Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt bei unter vier Prozent. Südkoreanische Chaebols, international agierende, in Familienbesitz befindliche Mischkonzerne wie Hyundai, LG oder Samsung zählen heute zu den globalen Schwergewichten. Als early adaptor von neuen Trends und Technologien ist Südkorea Trendsetter unter den asiatischen Ländern. Wem es gelingt, koreanische Konsumenten zu überzeugen, der schaff t auch meist den Sprung in andere asiatische Märkte. Deutsche Unternehmen haben am wirtschaftlichen Erfolg Südkoreas einen nicht unerheblichen Anteil: als Zulieferer innovativer Spitzentechnologien tragen sie mit dazu bei, dass die großen Chaebols global wettbewerbsfähig bleiben.

Aus Sicht der Halbleiterindustrie macht der Blick auf den südkoreanischen Markt optimistisch. Ein 2017 leicht zurückgegangenes Geschäft in Teilen des Mobilfunksegments trübt die Prognosen, doch das wird durch die stark angezogene Nachfrage für Speicherchips deutlich überkompensiert. In diesem Bereich erzielte Südkorea 2017 einen neuen Exportrekord. Bei den Speicher-ICs halten südkoreanische Hersteller trotz der scharfen Konkurrenz – besonders aus China – 57 Prozent am weltweiten Markt. Auch im Bereich Internet der Dinge (IoT) rechnen die Analysten mit einer Fortsetzung des Wachstums. Die mittlerweile rund 2 100 südkoreanischen Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für IoT-Anwendungen im Smart Home-, e-Health-, 5G- oder Industrie 4.0-Bereich anbieten, werden ihren Umsatz von 5,3 Mrd. USD im Vorjahr 2018 auf voraussichtlich 6,7 Mrd. USD steigern. 

Die Stellung der Halbleiterindustrie als Schlüsselbranche für die südkoreanische Wirtschaft lässt sich daran ablesen, dass 2017 rund die Hälfte des südkoreanischen Handelsüberschusses auf Halbleiterprodukte entfiel. Präsident Moon Jae-in hat im Oktober 2017 eine Initiative zur Förderung von Innovationsforschung in den Bereichen Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz (AI) und Informationstechnologie ins Leben gerufen. Besonders die Ankündigung zur Beseitigung regulatorischer Hürden bei der Zertifi zierung entsprechender Produkte ist bei der heimischen Industrie – aber auch bei ausländischen Investoren – mit hohen Erwartungen verknüpft. NXP ist in Südkorea mit Lösungen zur sicheren Vernetzung in Smartphones, Audio- und Nahfeld-Kommunikation (NFC-)Produkten der koreanischen Weltmarktführer Samsung und LG vertreten. Für die koreanischen Autohersteller und deren größte Zulieferer ist NXP der führende Halbleiterhersteller im Bereich Fahrzeug-Infotainment. Und im Wachstumsmarkt Fahrerassistenzsysteme entwickelt NXP gemeinsam mit der koreanischen Automobilindustrie Lösungen für das vernetzte Fahrzeug und das Autonome Fahren – inklusive neuester Security-Standards zum Schutz gegen Hackerangriff e. So liefert NXP als einer der Technologiepartner für Südkoreas Next-Generation Cooperative Intelligent Transportation System Project (C-ITS) auch Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikationslösungen. Wer jüngst die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang besucht hat, der konnte sich auf unterschiedlichen Autobahnen im Land ein Bild machen, wie die Echtzeit-Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug und zwischen Fahrzeugen und intelligenter Infrastruktur den Verkehrsfluss besser und sicherer macht.

 


Rüdiger Stroh

Rüdiger Stroh ist Executive Vice President und General Manager Security & Connectivity, Mitglied des Vorstands von NXP Semiconductors N.V. und CEO der NXP Semiconductors Germany GmbH. Außerdem ist er Sprecher für die Republik Korea beim Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (APA) und Vorsitzender des Länderausschusses Südkorea des OAV.


Key to successful localisation of BMW Group Korea

Korea is, after Canada and ahead of Russia, the 11th largest economy in the world. This economic power is driven by strong industrialisation. Companies like Samsung, LG, Hyundai, Kia etc. are world renowned for their products and services.

BMW Group Korea is today the leading imported car company, with almost 70,000 vehicles sold in 2017 and revenues of 3.3 billion Euro. After strong growth, Korea meanwhile is the 7th largest market for BMW after Italy and ahead of Japan.

The Korean market is a challenging market. Korean consumers are sensitive to trends and have high expectations of their vehicle, its performance and technology. In addition, Korean automakers have a powerful grip on the domestic industry. In 2017, the domestic automotive brands reached a local market share of 82.6 per cent.

Nevertheless, BMW Group’s strong product portfolio and BMW Group Korea’s strong focus on being a good Südkorea ist ein hochattraktiver Markt, der jedoch hohe Eintrittsbarrieren aufweist und somit nicht einfach zu erschließen ist. Strenge regulatorische Vorschriften ermöglichen lokalen Anbietern Wettbewerbsvorteile. Der Markt wird von wenigen großen Unternehmen, wie z. B. Samsung, Hyundai oder LG, dominiert. Ausländische Firmen müssen in Südkorea daher zunächst einen Marktzugang fi nden. Der Dortmunder Pumpenspezialist Wilo hat sich der Herausforderung, in Südkorea unter diesen Rahmenbedingungen einen Marktzugang zu fi nden, erfolgreich gestellt. corporate citizen in the country has clearly supported the growth. As a foreign company, it is key to not just seek short-term profi ts in Korea. Therefore BMW is making continuous eff orts to be part of the prospering Korean society. It is creating social values and is continuously investing to improve the customer experience.

As an example, the world’s fi rst BMW and MINI Driving Centre was established in Korea. Here, the company is off ering customers original BMW Driver Training and presents an overview of the entire BMW Group pro duct range. Furthermore, BMW Group Korea has just opened the country’s largest "Regional Parts Distribution Centre", an investment of over 100 million Euro. The company has improved its parts logistics and off ers BMW customers a unique service. For many years BMW Group Korea has run its own foundation, the "BMW Korea Future fund" to support education and to nurture the next generation of responsible leaders. In this context the company is off ering various programmes and is a founding member and sponsor for the introduction of a German-style vocational training, an "Ausbilding" for vehicle mechatronics in Korea under the supervision of the Korean-German Chamber of Commerce (KGCCI) and the German Embassy.

Besides being a key market for sales, Korea has become also an important sourcing partner for the BMW Group. Korean suppliers are able to off er a wide set of cutting-edge technologies combined with up-to-date manufacturing equipment. With around 30 Korean suppliers and approximately 800 million Euro purchasing volume year on year, the BMW Group is showing a high degree of commitment to the market.


Torben Karasek

Torben Karasek is Vice President and CFO of BMW Group Korea.


Südkorea – Lukrativer Markt mit mühsamem Zugang

Südkorea ist ein hochattraktiver Markt, der jedoch hohe Eintrittsbarrieren aufweist und somit nicht einfach zu erschließen ist. Strenge regulatorische Vorschriften ermöglichen lokalen Anbietern Wettbewerbsvorteile. Der Markt wird von wenigen großen Unternehmen, wie z. B. Samsung, Hyundai oder LG, dominiert. Ausländische Firmen müssen in Südkorea daher zunächst einen Marktzugang fi nden. Der Dortmunder Pumpenspezialist Wilo hat sich der Herausforderung, in Südkorea unter diesen Rahmenbedingungen einen Marktzugang zu fi nden, erfolgreich gestellt. „Um uns den Marktzugang zu erleichtern, haben wir im Jahr 2000 über ein Joint Venture die Pumpensparte des koreanischen Konzerns LG erworben“, erläutert der Wilo-CEO und Vorstandsvorsitzende Oliver Hermes. „Im Rahmen einer strategischen Markenführung haben wir über zwei Jahre das etablierte Image von LG genutzt, um die Marke Wilo in den koreanischen Markt einzuführen.“ Durch diesen Transfer fl ossen nicht nur die durchweg positiv besetzte lokale Marke LG als Erfolgsfaktor in das Südkorea-Geschäft von Wilo ein, sondern ebenso die seit 1969 langjährige Präsenz auf dem koreanischen Markt und die Erfahrungen mit Kunden und Partnern.

„German Engineering“ als Alleinstellungsmerkmal

Zugute kam der Dortmunder Unternehmensgruppe in diesem Zusammenhang auch das eigene Image: „Der Markentransfer von LG zu Wilo wurde durch die von uns seit Jahren aufgebaute und gepfl egte Markenfacette ‚German Engineering‘ erleichtert, welche auf dem koreanischen Markt als Alleinstellungsmerkmal gegenüber einem Großteil der Wettbe werber genutzt werden konnte“, erklärt Oliver Hermes. „Zudem haben wir im Rahmen unserer Lokalisierungsstrategie vor Ort neue und eigene Technologien für den südkoreanischen Markt entwickelt.“ In Europa konstruierte, geplante Produkte und Technologien wurden in das koreanische Produktionsnetzwerk transferiert und auf dem Markt etabliert. Die Entscheidung, Anfang der 1990er- Jahre auch in Südkorea eigene moderne Produktionsstätten zu nutzen, folgte dem Wilo-Produktionsgrundsatz „local for local“. Durch sie hält Wilo mit den spezifischen Anforderungen des Marktes Schritt und sorgt dafür, den Gruppenstandards in Sachen Qualität und technologischer Ausstattung zu entsprechen.

Starkes Management überwindet kulturelle Unterschiede

„Wichtig und hilfreich in der Umsetzung der Maßnahmen zur Erschließung des Marktes war zusätzlich unser starker Manager Yunjoong Kim vor Ort, der aus Südkorea stammt“, sagt Oliver Hermes. „Unserem Wilo-Geschäftsführer ist es gelungen, bestehende Strukturen in eine moderne und erfolgreiche Organisation zu überführen und gleichzeitig die kulturellen Unterschiede zwischen Korea und Europa zu managen.“

Zusätzlicher Aufmerksamkeitsimpuls dank BVB-Sponsoring

Einen besonderen Impuls in Sachen Markenbekanntheit und Markenimage bringt außerdem das Sponsoring des Fußballvereins Borussia Dortmund, bei dem sich Wilo seit vielen Jahren als Championspartner engagiert: „Sehr hohe Beliebtheitswerte des BVB in Asien führen zu positiven Spill-over-Effekten und verstärken so die Wilo-Markenbindung“, so Oliver Hermes.


Oliver Hermes

Oliver Hermes ist Vorstandsvorsitzender und CEO der Wilo Gruppe sowie Mitglied des Vorstands des OAV.


Start-up-Szene Korea

Die koreanische Start-up-Szene hat in den letzten Jahren rasant an Fahrt aufgenommen. Heute gibt es über 20 Acceleratoren, etliche Co-working- Spaces und Start-up-Events. Außerdem existiert eine sehr aktive Business-Angel und Investorenszene. Der koreanische Staat investiert seit 2011 auch massiv in Förderprogramme für Start-ups. Diese Förderung umfasst finanzielle Fonds, die Gründung von Co-working-Spaces und die Vernetzung von Start-ups mit Investoren und Unternehmen sowie ein breites Schulungs- und Beratungsangebot. Letztlich richten sich einige Förderungsprogramme an Ausländer, um die Szene zu internationalisieren. Diese Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass in Korea eine Gründerkultur mit aktuell ca. 46 000 Start-ups entstanden ist.

Bis vor wenigen Jahren war es ein gesellschaftliches No-go für junge Koreaner, ein Start-up zu gründen und Unternehmer zu werden, gerade für die am besten Ausgebildeten. Die Zukunft lag entweder in einer erfolgreichen Karriere in einem der großen Chaebols, darin, Jurist oder Arzt zu werden, oder auch in einer Karriere in der Regierung. Dank des Erfolgs einiger Ausnahmeunternehmen wie Kakao oder Coupang sowie der Sorge der Koreaner, im globalen Wettkampf um Wachstum und Marktanteile zurückzufallen, haben Start-ups in Korea nicht nur ihr Stigma verloren, sondern werden seitens des koreanischen Staates auch als Medium zur Beschleunigung von Innovation und Entdeckung neuer Wachstumsmotoren angesehen. Schon unter der Regierung Park wurden deshalb sehr große Summen zur Schaffung von „Creative Economy Centern“ und Start-up Hubs investiert, um Unternehmertum zu fördern. Aber auch die Regierung von Präsident Moon setzt weiterhin auf Startups und KMU. Kritiker fordern mitunter, dass der Staat sich mehr zurücknimmt, damit sich ein natürlicheres Start-up- Eco-System entwickeln kann.

Die Start-up-Szene konzentriert sich insbesondere in Gangnam auf der Südseite Seouls, ohnehin ein Hotspot für das moderne, hippe Seoul. Die herausragende technische Infrastruktur in Korea mit einer flächendeckenden 4G-Versorgung sowie die Technikaffinität der koreanischen Bevölkerung bietet einen guten Nährboden für Tech-Start-ups. Koreanische Start-ups sind u. a. stark bei Fintech, Konsumerprodukten, IoT und Life Science.

Schwierig bleibt es, koreanische Geschäftsmodelle zu internationalisieren. Das haben selbst Kakao und Coupang noch nicht erfolgreich geschafft. Daher unterstützen manche Acceleratoren besonders eine frühzeitige Internationalisierungsstrategie, u. a. die Teilnahme an internationalen Startup- Events. Für deutsche Firmen in Korea ist die Zusammenarbeit mit koreanischen Start-ups ebenfalls spannend; es gibt Beispiele aus dem Bereich Automobil und Life Science. Die AHK Korea bietet regelmäßig Veranstaltungen „Start-ups meet Grown-ups“ an, damit deutsche Firmen und koreanische Start-ups Kooperationspotenziale ausloten können. 

Barbara Zollmann

Barbara Zollmann ist Geschäftsführerin der deutschen Auslandshandelskammer in Korea.


Excellent business opportunities in the high-tech nation of South Korea

Since the new lunar year, everything seems to be working well for South Korea after a turbulent – mainly political – recent past: a tacit rapprochement between North and South Korea, successful Olympics and Paralympics and an agreement with the US to continue the free trade agreement. The economy is doing well with GDP growth accelerating slightly in 2017 posting a solid 3.1 per cent growth, driven by a strong recovery in business investment, an acceleration in exports as well as robust private consumption. In production, manufacturing has expanded impressively and the construction boom has continued. Hence it will cause little surprise that we at BASF expect this positive trend to continue in 2018 against a positive global economic outlook, robust growth momentum in business investment, a healthy labour market, and expansionary fi scal policy.

We see many excellent business opportunities in numerous areas in this high-tech nation with cutting-edge, world class companies. Our 7 major plants in 5 sites across the country focus on high-value added products, serving local markets with starting materials e.g. for electronics and automotive but also export abroad. Further specialisation and innovation in manufacturing led us to expanding production sites to cater for growth in existing products as well as new high-end speciality chemicals. In April 2018, we just had the inauguration ceremony for the expansion of the 4th line at our Ultrason site (globally our only site outside of Germany) and our JV with Kolon is planning the inauguration of POM site in the second half of this year.

Furthermore, the country can serve as a springboard to team up with Korean partners to develop innovative solutions for other countries' needs in the region. For example, in February we signed an MoU and became part of an alliance with the Korea Institute of Civil Engineering and Building Technology (KICT), the Thailand Global Warming Academy (TGWA) and concrete block manufacturer SBB (SBB Co., Ltd), formed to help to connect people and rivers in Thailand. The alliance aims to develop and use technologies that provide an adequate habitat for vegetation and help cities to overcome fl ooding and erosion challenges.

However, someone needs to stay alert, as possible spreading trade protectionism, an unexpected economic slowdown in China, a faster pace of global monetary policy tightening as well as geopolitical security risks especially in the East Asian region remain potential threats to the global economy. The Korean peninsula is still divided, the rising Chinese dragon as a neighbour and the long-term historic distrust and economic rivalry with respect to Japan put South Korea in not the most comfortable position. Especially the United States as a fi rm security ally for Korea is becoming less predictable and less enthusiastic on free trade. South Korea as a country with few natural resources depends on a global liberal trade environment to secure its prosperity.

Turning to domestic issues, one needs to keep an eye on South Korea's high levels of household debt and ongoing corporate restructuring eff orts which may spoil the party while politics still needs to fully return to normal after the high-profi le corruption case. The last point is especially important to watch out for, as chaebols like our partners Samsung or Hyundai are responsible for a large part of the Korean economic success story. This concentration carries inherent risks as these relatively few companies need to get their markets right and puts a great er burden of responsibility on society than what we may be used to in other developed nations. They may become de facto standard-setters (e.g. "Guidelines on Samsung Electronics’ Chemical Information Disclosure Regulations and Safety/Health Related Data Storage") and in this process need to strike the balance between workplace safety, environmental protection and economic requirements. Given their prominent role, all of this must be done in a transparent and impartial way.

We remain confi dent in the future of South Korea as its society has proven time and again its capability to adapt to aggravating circumstances in its extraordinary rise from low income to high-income nation, avoiding the middle-income trap within two generations. We as BASF are proud that we have been allowed to play a role in this since the start of our activities in 1954, fi rst mainly with local partners but now for more than 35 years also on our own account. By sticking to our key success factors of being close to the customer, not only in sales but also product development in our fi ve technical and one global R&D centre (electronic materials) and good corporate citizenship through transparent processes and preparing the next generation through programmes like our BASF Kids’ Lab and scholarship programme, we at BASF will continue to actively contribute to the advancement of Korea.


Dr. Andrea Frenzel

Dr Andrea Frenzel is President, South & East Asia, ASEAN and Australia/New Zealand of BASF.