Asiens Rolle in der Globalisierungsstrategie des Automobilzulieferers Leoni
Mehr als 44 Millionen produzierte Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Asien machen beim weltweit tätigen Kabel- und Bordnetzhersteller Leoni gut die Hälfte der gefertigten Fahrzeuge in diesem Bereich aus. Damit liegt die Region noch vor Amerika und EMEA, welche Europa, Afrika sowie den Mittleren Osten einschließt – der Fokus auf Asien ist ungebrochen.
Rund 4,4 Milliarden Einwohner leben in der Region Asien, was sie zum bevölkerungsreichsten Wirtschaftsraum der Erde macht. Die Region ist jedoch auch reich an Gegensätzen: Von hochentwickelten Volkswirtschaften wie Japan oder Südkorea über große aufstrebende Wirtschaftsmächte wie beispielsweise China und Indien bis hin zu armen Ländern wie Kambodscha oder Myanmar. Gerade in Asien treffen Tradition und Moderne auf engstem Raum aufeinander – sowohl an Grenzen als auch innerhalb der Länder.
Während der Lebensstandard auf dem Land häufig sehr niedrig ist, liegen gleichzeitig zwanzig der weltweit 34 Metropolräume mit mehr als zehn Millionen Einwohnern in Asien; sechs davon in China – eine extrem dynamische Entwicklung. Mit diesem rasanten Fortschritt in der Region wächst auch ihre Bedeutung für international agierende Unternehmen wie Leoni. Neben Draht- und Kabellösungen versorgt das Unternehmen Kunden auf der ganzen Welt mit hochwertigen und leistungsstarken Bordnetz-Systemen.
Den Schritt, sich global aufzustellen, machte es bereits in den 1970er Jahren: Als einer der ersten Bordnetz-Hersteller begann Leoni, Fertigungskapazitäten in Nordafrika aufzubauen. Schlag auf Schlag folgten zahlreiche Werke in Osteuropa, Mittelamerika – und in Asien. Nach der Gründung eines Joint Ventures 1993 in Singapur folgten die ersten Fertigungsstätten in China. Ein rasches Wirtschaftswachstum und das zunehmende Engagement der internationalen Automobilindustrie begünstigten die starke Expansion in den darauffolgenden Jahren.
„von der Region in die Region“
Heute verfügt der Automobilzulieferer über ein weltweites Produktionsnetzwerk für Bordnetz-Systeme in allen wichtigen Märkten der Erde und investierte mit 30,6 Millionen Euro allein im Jahr 2015 kräftig in die Region. Der Vorteil für den Kunden: Produkte werden in der Regel überall „von der Region in die Region“ geliefert. Dies gilt auch für die Drahtund Kabeldivision des Unternehmens: Die sieben Produktionsstätten in der Region stellen neben Drähten und Litzen auch Standard- und Spezialleitungen sowie Kabelsysteme für verschiedene Branchen her.
Dazu zählen nicht nur die Kabel- und Automobilindustrie, sondern auch Anwendungen in der Automatisierungs-, Telekommunikations-, Petrochemie-, Medizin- und Solartechnik. Insgesamt produziert Leoni in China an dreizehn Standorten, in fünf davon für den Bordnetz- Bereich. Hier entstehen Bordnetz-Systeme und Kabelsätze für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie. Darüber hinaus fertigt das Unternehmen auch in Indien. In diesen und anderen Ländern, wie etwa in Japan und Südkorea, betreibt der Automobilzulieferer auch Vertriebsund Entwicklungszentren.
Asien ist ein Musterbeispiel für die jüngsten Globalisierungsaktivitäten – im Jahr 2015 baute Leoni zwei neue Werke auf, konnte wichtige Neukunden aus der Automobilindustrie wie die koreanische Hyundai Motor Company gewinnen und verzeichnete 820 Millionen Euro Außenumsatz in dieser Region. Eine Entwicklung, die es fortzusetzen gilt. Wachsender Wohlstand und die zunehmende Urbanisierung bieten in jedem Fall vor allem in China und Indien gute Absatzchancen für die Fahrzeugindustrie.
Denn mit 23 Millionen produzierten Fahrzeugen im Jahr ist Asien – trotz anhaltender Schwierigkeiten – der wichtigste Automobilmarkt des Zulieferers. Dreh- und Angelpunkt der regionalen Aktivitäten ist China. Mit der Eröffnung eines neuen Bordnetzwerkes 2015 in nordchinesischen Tieling konnte Leoni auch einen neuen Kunden hinzugewinnen: BMW Brilliance Automotive (BBA), ein Joint Venture von BMW und der China Automotive Holding. Im Januar dieses Jahres startete die Serienproduktion, nur 12 Monate nach den ersten Produktionstests. In Tieling entwickelt und produziert Leoni kundenspezifische Bordnetz-Systeme für mehrere BBAFahrzeugmodelle – in diesen sind durchschnittlich bis zu zweieinhalb Kilometer Kabel verbaut.
Rund um die Uhr werden hier täglich 900 Bordnetz-Systeme gefertigt. Und das Wichtigste: Genauso wie die anderen Bordnetz-Standorte in China – Shanghai, Jining, Penglai und Langfang – bietet die Lage der Werke kurze Wege zu den jeweiligen Kunden. Und weiteres Wachstum am Standort ist durchaus denkbar. Ein weiteres Mittel, um seine Marktposition zu stärken, ist, ein Joint Venture einzugehen. Leoni hat in der letzten Zeit bereits zwei Partnerschaften geschlossen: Mit dem Joint Venture mit der chinesischen Beijing Hainachuan Automotive Parts Co Ltd (BHAP), einer Tochtergesellschaft des staatlichen Unternehmens Beijing Automotive Industry Corporation (BAIC), eröffnet sich der Bordnetz-Hersteller neue Möglichkeiten.
Neben neuen Aufträgen ist das Gemeinschaftsunternehmen wesentlicher Baustein, um im Rahmen einer Strategie des profitablen Wachstums das Geschäft in Asien überproportional auszubauen. Bisher werden hier ausschließlich Kabelsätze für Pkw-Baureihen von Beijing Benz Automotive Co Ltd (BBAC) gefertigt, dem Gemeinschaftsunternehmen zwischen der Daimler AG und dessen chinesischem Partner BAIC.
Markteintritte durch Joint Ventures
Im September dieses Jahres erwarb das Unternehmen außerdem die Mehrheit am Bordnetz-Hersteller Wuhan Hengtong Automotive. Das bedeutet auch: Leoni wird Lieferant des Dongfeng- Konzerns werden, was das künftige Wachstum des Konzerns auf dem asiatischen Markt stärken wird. Das Unternehmen soll Kabelsysteme für Autohersteller vor Ort, insbesondere für den Dongfeng-Konzern, Chinas zweitgrößtem Automobilhersteller, produzieren. Zunächst wird es DPCA, das Joint Venture von Dongfeng und dem französischen Hersteller PSA, beliefern.
Die erfolgreiche Entwicklung zum Global Player bedeutet jedoch keinen Stillstand: Durch den Ausbau internationaler Strukturen, neue Fertigungsstätten und Vertriebsniederlassungen will Leoni seine Aktivitäten in Asien forcieren – um die Chancen, die sich bieten, uneingeschränkt nutzen zu können.