5. OAV Young Leaders Jahreskonferenz
Am 11. September richtete der OAV die mittlerweile fünfte OAV Young Leaders Jahreskonferenz in Berlin aus. Über 100 asieninteressierte Nachwuchsführungskräfte trafen sich in der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund zum Austausch über das oft zitierte „asiatische 21. Jahrhundert“ und die sich hierdurch ergebenden Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen.
Als zentrales Netzwerkevent für die OAV Young Leaders bietet die OAV Young Leaders Jahreskonferenz die Gelegenheit zum branchenübergreifenden Austausch untereinander und mit erfahrenen Wirtschaftsvertretern sowie regionalen Experten auf Augenhöhe. Den Rahmen der diesjährigen Veranstaltung bildeten Vorträge, Diskussionsrunden sowie interaktive Workshops zu aktuellen Themen mit Bezug zur deutschen Asienwirtschaft.
Am Morgen des Veranstaltungstages hießen Timo Prekop, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des OAV und Wolfgang Schmidt, Staatsrat und Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund, bei der Europäischen Union und für Auswärtige Angelegenheiten, die versammelten Young Leaders willkommen. Nach der anschließenden Begrüßung durch Herrn Hans- Georg Frey, OAV-Vorsitzender und Vorsitzender des Vorstands der Jungheinrich AG, sprach dieser aus seinen langjährigen Asienerfahrungen und vermittelte den versammelten Nachwuschsführungskräften ein eindrückliches Bild der Herausforderungen, denen sich diese in Zeiten einer zunehmend komplexeren und multikulturelleren Welt gegenüberstehen.
Börsenkrise ist relativ
S.E. Shi Mingde, Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland, räumte in seiner Ambassador‘s Speech ein, dass sich China gegenwärtig zahlreichen wirt-
schaftlichen und ökologischen Herausforderungen gegenüber sieht.
Die Volksrepublik unternehme daher derzeit große Anstrengungen, um ihre Wirtschaft auf einen nachhaltigen Pfad zu führen, was insbesondere den verant-
wortungsvollen Umgang mit ihrer Umwelt beinhalte. Weiterhin betonte der Bot-
schafter, dass die aktuelle Debatte über die sich abschwächende Konjunktur in China nicht überzubewerten sei.
Die rückläufigen Wachstumszahlen seien als logische Konsequenz der gewollten Transformation von einem quantitativen zu einem qualitativen Wachstum zu se-
hen. Zudem stellen die sinkenden Börsenkurse aufgrund der vergleichsweise jungen chinesischen Börsengeschichte keine Besonderheit dar, zumal die Kurse lediglich auf Vorjahresniveau zurückgefallen sind. Abschließend richtete der Bot-
schafter den Appell an die Zuhörer, der Volksrepublik Zeit einzuräumen, um ihre Wirtschaft weiterhin erfolgreich gestalten und reformieren zu können.
Nach einer kurzen Pause erläuterte Dr. Theo Sommer, einer der renommiertesten deutschen Journalisten, in seiner Rede mit dem Titel „Asiens Aufstieg, des Westens Niedergang?“ kenntnisreich, warum die wirtschaftliche Aufholjagd der asiatischen Volkswirtschaften der letzten Dekaden eigentlich nur eine Rückkehr zum Status Quo sei. Er legte dar, dass dieser Aufstieg auch von vielen Herausforderungen für die asiatischen Staaten begleitet sei und nicht zwingend den Niedergang der westlichen Mächte bedeuten müsse.
Zukunft hat in Asien bereits begonnen
In der folgenden Paneldiskussion, moderiert durch Jürgen Boyny, Gobal Director, Consumer Electronics der GfK SE, äußerten sich die Panelisten Ralph Gusko, Exe-
cutive Board Member Brands, R&D & Far East Region, Beiersdorf AG, Dr. Roman Jaklitsch, President Region Asia-Pacific Medical & Safety, Draeger Medical South East Asia Pte. Ltd., und Phuong Anh Nguyen, Country Head of Marketing Vietnam, Google Inc., zu Ihren Sichtweisen auf das „asiatische Jahrhundert“ und die Auswirkungen einer wachsenden Mittelschicht Asiens auf ihre Unternehmensstrategien.
Im Vordergrund stand hier auch die Frage, ob grundlegende technische Innovationen in Zukunft auch in Asien stattfinden würden und die Region somit zum Trend-
setter für die gesamte Welt werden könnte. Im Anschluss an den Networking Lunch wurden drei parallele Workshops angeboten. Der Workshop „Szenario 2030: Wie verändert China den Wirtschaftsstandort Deutschland?“ geleitet von Bernhard Bartsch, Senior Expert Programme Germany and Asia, Bertelsmann Stiftung, bot eine Anleitung zum Denken in strategischen Alternativen. Die Teilnehmer durchspielten sechs unterschiedliche Szenarien, darunter Chinas Aufstieg zur globalen Leitmacht, aber auch den wirtschaftlichen Zusammenbruch. Eine Erkenntnis dabei: Je bildlicher man sich ausmalt, wie China künftig aussehen könnte, umso konkreter kann man darüber diskutieren, was dies für Deutschland bedeuten könnte.
Schnelllebige Entwicklungen verfolgen und sich anpassen
Einen weiteren Workshop leitete Rainer Grünauer, OAV-Regionalsprecher der Young Leaders für Baden-Württemberg, der im Rahmen seines Vortrags „Aufbau von Niederlassungen in Asien" die Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen beleuchtete. Dabei wies Herr Grünauer speziell auf die Vor- und Nachteile bezüglich des Markteintritts mit einer eigenen Tochtergesellschaft hin. In lebhaften Fragerunden und Diskussionen konnten die Teilnehmer ihre eigenen Erfahrungen einbringen und sich gegenseitig austauschen.
Spezifischer wurde es in dem Workshop „Produktadaption an den Zielmarkt Indien“ von Dr. Rajnish Tiwari, Senior Research Fellow, Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in Indien ist geprägt von vielen kulturellen, sozialen und ökonomischen Gegebenheiten, die eine genaue Anpassung an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe erfordern. Den Bedarf an Produktanpassung für den indischen Markt und seine Ursachen zu verstehen und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen in umfangreichen Diskussionen und im Erfahrungsaustausch gemeinsam zu eruieren, war die Zielsetz-
ung.
Man war sich einig, dass Produkte, die primär für den deutschen bzw. globalen Markt entwickelt worden sind, in vielen Fällen indienuntauglich sind. Unternehmen müssen daher die anvisierten Zielgruppen und ihre Bedürfnisse genauer unter die Lupe nehmen und entsprechende Problemlösungen ggf. neu entwickeln. Bevor es zum abschließenden Gettogether ging, wurde das Programm mit der institutionellen Mitgliederversammlung der Young Leaders fortgeführt. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Verabschiedung der Geschäftsordnung sowie die Umbenennung der ehemals OAV-Junioren in OAV Young Leaders.