AG Infrastruktur Asien-Pazifik: Kick-Off-Event mit dem chinesischen Botschafter der Siemens AG

Am 20. Februar 2017 lud der OAV zur Kick-Off-Veranstaltung der Arbeitsgruppe Infrastruktur Asien-Pazifik mit dem chinesischen Botschafter bei der Siemens AG in München ein.


Auf großes Interesse stieß die Auftaktveranstaltung der neuen OAV-Initiative AG Infrastruktur Asien-Pazifik. Die gewählten Themenschwerpunkte für die erste Sitzung waren die Initiative der Volksrepublik China „One Belt, One Road" s owie Perspektiven für deutsch-chinesische Kooperationen im Bereich Infrastruktur. Moderiert wurde die Veranstaltung vom OAV-Präsidiumsmitglied Dieter Ernst.

Herr Ernst wies in seinem Grußwort auf die große Bedeutung des Themenkomplexes Infrastruktur in Asien hin. Die unzureichende Verkehrsinfrastruktur sowie eine mangelhafte Energieversorgung erschweren dort das Engagement ausländischer Unternehmen und hemmen eine schnellere wirtschaftliche Entwicklung. Diesen Herausforderungen wolle der OAV mit der Einrichtung einer neuen Arbeitsgruppe Infrastruktur Asien- Pazifik Rechnung tragen.

Gastredner der Sitzung war S.E. Shi Mingde, Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland, welcher einen Überblick zu den Planungen der Neuen Seidenstraße gab. Der Aufbau der Verkehrsinfrastruktur gelte als zentrales Vorhaben. China habe sich daher dazu entschieden, die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) zu gründen, da die Finanzmittel der bestehenden Entwicklungsbanken, wie beispielsweise der Weltbank oder ADB, allein nicht ausreichen würden. Die ersten Zugverbindungen zwischen der EU und China wurden im Jahr 2008 aufgenommen und hätten sich bis 2016 mehr als verdoppelt. In diesem Zusammenhang könne man auch den Güterverkehr zwischen beiden Kontinenten noch deutlich verbessern. Hier böten sich Joint-Ventures an, um die Preisbestimmung künftig flexibler zu gestalten.

Zudem betonte der Botschafter, dass weiteres Potenzial für die deutschchinesischen Beziehungen im Bereich „Drittmarktkooperationen“ zu sehen sei. Gemeinsam hätten beide Länder bei internationalen Ausschreibungen deutlich mehr Durchschlagskraft. Außerdem wäre auch ein Finanzdialog zwischen Deutschland und China denkbar. Im zweiten Vortrag des Tages schilderte Dr. Roland Busch, CTO und Mitglied des Vorstands der Siemens AG sowie OAV-Präsidiumsmitglied, die Chancen im asiatischen Infrastruktursektor aus der Sicht seines Unternehmens. Die Urbanisierung – insbesondere in Asien – sei der wesentliche Wachstumstreiber der nächsten 20 Jahre, mit Verkehr und intelligenten Mobilitätslösungen als größten Herausforderungen. Weiterhin stellte Dr. Busch die Bedeutung der Digitalisierung heraus. Die zunehmende Vernetzung von Industrien (Stichwort: Internet der Dinge), so auch in der Verkehrsinfrastruktur, sei momentan ein Schwerpunkt. Zudem sah Dr. Busch große Chancen in den Bereichen E-Mobility und Car-Sharing. Des Weiteren werden insbesondere energiebezogene Themen an Relevanz hinzugewinnen.

Erste Sitzung der Arbeitsgruppe Infrastruktu
r Asien-Pazifik
Nach den Vorträgen trafen die Teilnehmer zu der ersten Sitzung der AG Infrastruktur zusammen. In der Sitzung sollte die Frage diskutiert werden, wie die Arbeit der Arbeitsgruppe in Zukunft auszusehen habe, welche Erwartungen die Unternehmen an die Initiative stellen und welche Ziele hierbei als realistisch erachtet werden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die größte Herausforderung für die deutsche Industrie darin besteht, dass diese bei internationalen Ausschreibungen für große Infrastrukturprojekte in der Regel das Nachsehen hat, da sie über keine Generalunternehmer bzw. „One-Stop-Shops“ verfügt und auch weniger stark subventioniert wird als zahlreiche Großunternehmen aus Ostasien. Gleichzeitig wurde anerkannt, dass diese Hürde mittelfristig nicht gelöst werden könne und man sich stattdessen auf für den deutschen Mittelstand realistischere Projekte konzentrieren solle.

Internationaler Wettbewerb um Infrastrukturprojekte und ihre Finanzierung stellen deutsche Unternehmen vor große Herausforderungen.

Daneben wurde das Thema Finanzierung von den meisten Teilnehmern als zentrale Hürde für die deutsche Industrie genannt. Deutsche Auslandsprojekte könnten durch ein zusätzliches Angebot staatlicher Absicherungen oder durch die Finanzierung von Machbarkeitsstudien erleichtert werden. Weitere Anliegen und Wünsche der anwesenden Teilnehmer waren:

  • Austausch und Vernetzung, vor allem mit deutschen Großunternehmen
  • Austausch mit relevanten asiatischen Ministern
  • Sprachrohr für infrastrukturbezogene Themen und Anliegen gegenüber der Politik
  • Marktinformationen zu Infrastrukturprojekten, aber auch Normen und Zertifizierungen
  • Analyse von Best-Practices
  • AG Infrastruktur als projektbezogene Organisationsplattform

Die Teilnehmer waren sich weitestgehend einig in dem Punkt, dass die Zielsetzung der Arbeitsgruppe – die Förderung des deutschen Mittelstands bei Infrastrukturprojekten in Asien – sinnvoll ist. Eine Herausforderung besteht darin, den Themenkomplex Infrastruktur in seine zahlreichen Bestandteile aufzugliedern und Untergruppen zu bilden, in welchen die Themen zielführend vorangetrieben werden können.

Abschließend wurde vorgeschlagen, dass mittelfristig themenspezifische Arbeitsgruppen ins Leben gerufen werden sollten, um feste Ansprechpartner zu haben und die Themen kontinuierlich bearbeiten zu können. Die oben genannten Anregungen der Teilnehmer werden in einen Arbeitsplan einfließen, welcher die künftigen Vorhaben der Arbeitsgruppe aufzeigt und nach Fertigstellung dem Netzwerk zur Verfügung gestellt wird.

 

 

 

 

 

 

Norman Langbecker

Regionalmanager Japan / Korea / Südpazifik
langbecker@oav.de

 

 

 

 

 

 

Felicitas Kaupp

Regionalmanagerin Greater China / Mongolei
kaupp@oav.de