Allianz Risk Barometer – Geschäftsrisiken 2014

Betriebsunterbrechungen und deren Auswirkungen auf die Lieferketten, Naturkatastrophen und Feuer sowie Explosionen zählen zu den häufigsten Risiken, mit denen sich Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum 2014 befassen müssen. Dies geht aus der diesjährigen Risk Barometer Studie des Industrieversicherers der Allianz – Allianz Global Corporate & Specialty – hervor. Hierfür wurden aus 33 Ländern mehr als 400 Experten aus dem Bereich Unternehmensversicherung befragt.

Unternehmen sehen sich im Jahr 2014 zunehmend mit neuen Risiken konfrontiert. So sind nun erstmals regulatorische Veränderungen sowie Cyberkriminalität unter den Top-10-Risiken des Allianz Risk Barometers vertreten. Da zwischen technologischen, wirtschaftlichen und aufsichtsrechtlichen Risiken häufig ein Zusammenhang besteht, können sich hier potenziell systemische Bedrohungen für Risikomanager entwickeln.

Führten Naturkatastrophen im Vorjahr das Ranking noch mit 50 Prozent an, liegen diese 2014 auf Rang zwei (30 Prozent). Das Jahr 2013 ist, zumindest auf den ersten Blick, ein relativ moderates NatCat Jahr gewesen. Jedoch führte das Ausmaß der Zerstörung durch den Taifun Haiyan auf den Philippinen im November 2013 vor Augen, welch hohe Risiken volatile Wettersituationen rund um den Globus bergen können.

Risiken volatiler Wettersituationen

Die Allianz hält daher die Aktualisierung und das Testen von Notfallplänen, die Prüfung von Betriebsunterbrechungsplänen, das detaillierte Verständnis der eigenen Versicherungspolice sowie das Bewusstsein über mögliche Ereignisse, für unabdingbar. Das Risiko der Betriebs- und Lieferkettenunterbrechung wird für das Jahr 2014 weltweit auf dem ersten Rang aufgeführt. Ursachen dafür sind nicht nur Naturkatastrophen, sondern auch IT- oder Telekommunikationsausfälle sowie politische Un-
ruhen und Störungen der Transportnetze. Die Komplexität dieser Risiken hat innerhalb der letzten Jahre immens zugenommen, was Unternehmen vor große Heraus-
forderungen stellt.

Durch den Ausfall eines wichtigen Lieferanten wird der reibungslose Betriebsablauf unterbrochen, was mit gravierenden Auswirkungen auf den Hersteller verbunden ist. Experten der Allianz empfehlen Unternehmen daher, ausfallkritische Zulieferer zu evaluieren und deren Standorte zu identifizieren. Sollten letztere potenzielle Naturkatastrophen wie Überflutungen oder Erdbeben ausgesetzt sein, ist es empfehlenswert, alternative Zulieferer zu suchen.

Zudem wird im aktuellen Allianz Risk Barometer darauf hingewiesen, Business-Continuity-Pläne in allen Unternehmen als integralen Bestandteil des Einkaufs- und Auswahlprozesses zu etablieren. Es bewähre sich, Notfallmaßnahmen und -pläne des eigenen Betriebes im Idealfall auch auf die Sub- Lieferanten auszuweiten. Aktuell sehen sich Unternehmen zunehmend mit regulatorischen Veränderungen konfrontiert. So wurden beispielsweise durch die chinesische Regierung eine Reihe neuer Richtlinien und strengere Gesetze zur Bekämpfung der sich verschlimmernden Umweltverschmutzung verabschiedet.

Diese Neuregulierungen im Umweltbereich sind durch die dramatisch voranschreitende industrielle Entwicklung in einigen Ländern unerlässlich. War das Risiko regu-
latorischer Veränderungen 2013 noch nicht unter den Top 10 platziert, schnellte es in diesem Jahr auf den vierten Platz (22 Prozent).

Diese Entwicklung gilt auch für den Umgang mit personen- und unternehmensbezogenen Daten, weshalb sich Unternehmen fortlaufend neuen Risiken für Eigen- und Fremdhaftpflicht, Betriebsunterbrechungen aufgrund von Cyberangriffen oder Störungen, ausgesetzt sehen. Dabei werden der Verlust personenbezogener Daten und der Diebstahl geistigen Eigentums als die häufigsten Risiken genannt. Aus den strengeren Gesetzesentwürfen im asiatischen Raum, vergleichbar mit denen in der Europäischen Union, resultierte, dass Verluste von personenbezogenen Daten Unternehmen große Probleme bereiten können, da höhere Strafen und umfangreichere Sanktionen drohen.

Auch außerhalb der Kernmärkte wird man sich zunehmend der Problematik bewusst. Da der Markt des Datendiebstahls als extrem lukrativ gilt und es sich dabei zu-
nehmend um organisierte Kriminalität handelt, steigt diese Bedrohung exponentiell. Viele der im Allianz Risk Barometer aufgeführten Top-10-Risiken sind eng mitein-
ander verknüpft. Regulatorische Veränderungen, Cyberrisiken und Reputationsverlust sind hierfür markante Beispiele. Der Verlust der Unternehmensreputation stieg im Ranking im Gegensatz zum Vorjahr um zwei Plätze vom siebten (14 Prozent) auf den fünften Platz (21 Prozent).

Nach einem Datenverlust nimmt das Vertrauen in das betroffene Unternehmen ab und die Marke, wie auch der Ruf des Unternehmens leiden darunter. Derartige Risiken können weitreichende negative Auswirkungen hervorrufen. Durch unzureichende interne Prozesse, das sich schnell verändernde und verschärfte aufsichtsrechtliche Umfeld mit anwachsenden Strafen für die Unternehmen sowie eine rasant ansteigende Erfolgsrate beim Hacken werden Cyberrisiken und andere damit verbundene Gefahren, mehr denn je als große Bedrohung wahrgenommen.

Laut Allianz-Experten ist die Risikowahrnehmung bezüglich der Cyberkriminalität und dem Reputationsverlust am stärksten gestiegen. Risikomanager sind aufgrund der sich schnell entwickelnden High-Tech-Risiken in höchster Alarmbereitschaft. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Zeitraum von fünf Jahren eine bedeutsame Unternehmenskrise bewältigen zu müssen, liegt bei börsennotierten Unternehmen bei 85 Prozent.

Daher warnen die Spezialisten von Allianz Global Corporate & Specialty davor, Auswirkungen eines negativen Firmenimages auf den Produktpreis, Kundenbestand und die Fachkräfterekrutierung nicht zu unterschätzen. Sicherheitslücken solcher Krisen sind nicht die einzige Ursache, sondern beispielsweise auch Vorfälle im Bereich der Sicherheit und Gesundheit, Produktrückrufe, Anschuldigungen wegen geschäftlicher Praktiken und negative Assoziationen mit Dritten.

Der Einfluss von Social Media verstärkt diese potenziellen Risiken zusätzlich. Im Gegensatz zu anderen Regionen verursachen das Risiko der Marktstagnation oder des Wirtschaftsabschwungs im Raum Asien-Pazifik wenig Beunruhigung – Es wird im Risk Barometer nicht unter den Top 10 aufgeführt. In den Schwellenländern wird 2014 eher ein langsameres Wachstum gefürchtet. Unter den zehn wichtigsten Risiken befindet sich nach wie vor der Fachkräfte- und Talentmangel im asiatischen Raum, wobei der Mangel an geschulten Bewerbern die größten Sorgen bei den Unternehmen verursacht.

Der Wettbewerb um Talente ist in der Region unter den global tätigen Unternehmen extrem umkämpft. Dennoch ist dieses Risiko im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze gefallen und wird mit 9 Prozent auf dem zehnten Platz aufgeführt (12 Prozent im Vorjahr). Die globale Risikolandschaft unterliegt rasanten Veränderungen und zunehmender Komplexität, da die Wechselbeziehungen zwischen unterschiedlichen Branchen und Prozessen intensiver werden. Diese Entwicklungen stellen Unter-
nehmen zunehmend vor zahlreichere und größer werdende Herausforderungen, denen es entsprechend zu entgegnen gilt.

Business-Continuity-Pläne müssen einer Reihe neu aufkommender Risiken und deren Folgewirkungen berücksichtigen. Risikomanagement als strategische Funktion ist in vielen Unternehmen in Asien noch nicht allgemein üblich. 2014 wird durch neu aufkommende Risiken und eine anwachsende Verzahnung von Risiken daher ein entscheidendes Jahr für Unternehmen werden. Die Allianz empfiehlt ihnen, auf die wachsenden Herausforderungen mit stärkeren internen Kontrollen und einem holistischen Risikomanagementansatz zu reagieren.

 

 

 

Tobias Bewernick

Fokussiert auf den Raum Asien-Pazifik ist Tobias Bewernick als freier Journalist tätig. Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Allianz Global Corporate & Speciality SE (AGCS).

www.agcs.allianz.com