Das Nepalese-German Hospital Project – eine Idee findet Unterstützer
Der Assistenzarzt Pradip Yadav von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main will in seinem nepalesischen Heimatort ein Krankenhaus nach europäischem Standard bauen. Läuft alles wie geplant, können 2025 die ersten Patienten dort behandelt werden.
Das nahe der indischen Grenze liegende Sapahi im Südosten Nepals, wo Pradip Yadav herstammt, verfügt über keine zureichende medizinische Versorgung. Die Gegend ist ländlich geprägt, die Menschen leben von der Landwirtschaft, das Einkommen beläuft sich auf etwa 100 Euro pro Monat. Die Provinz Nr. 2, in welcher die Stadt liegt, ist mit etwa 5,4 Mio. Menschen (2011) eine der bevölkerungsreichsten Provinzen. Jedoch gibt es in der Region nur ein mangelhaft ausgestattetes Krankenhaus: Eine Behandlung nach neueren medizinischen Standards ist nicht möglich. Das nächste große Krankenhaus liegt im etwa 215 Kilometer entfernten Kathmandu-Tal, zu erreichen in einer sechsstündigen Fahrt über schlechte Straßen.
Die Idee: Ein modernes Krankenhaus für die Region
Für die unterversorgte Provinz und die breite Masse möchte Pradip Yadav, der gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hat, eine erschwingliche Krankenversorgung in Sapahi aufbauen. Die Fachbereiche Allgemeinmedizin, Neurologie sowie Frauen- und Kinderheilkunde werden zunächst eingerichtet, weitere Schwerpunkte wie chirurgische Behandlungen und ein Traumazentrum sind geplant. „Es gibt einige nepalesische Ärzte wie mich, die im Ausland studiert haben. Zu Hause finden sie aber keine passenden Arbeitsplätze – deshalb bleiben sie häufig im Ausland“, erklärt Yadav. „Mit unserem Krankenhaus wollen wir diesen Ärzten die Möglichkeit bieten, auch in Nepal professionell zu arbeiten.“
Das Ziel: 350 Betten, eigene Facharztausbildung und ein Medical College
Das „Nepalese-German Hospital Project“ verfolgt ambitionierte Ziele: Nachdem 2018 ein Team von Ärzten, Architekten, Erdbebenexperten und einigen Studierenden nach Nepal geflogen ist, um eingehend die Machbarkeit des Projekts zu prüfen, wurden die Pläne konkreter, u.a. mit Unterstützung von Prof. Dr. Johannes Schulze von der Goethe-Universität Frankfurt. Dieses Jahr im September soll der Prototyp des Forschungsgebäudes gebaut werden. Da das Krankenhaus einem modularen Architekturkonzept der Frankfurt University of Applied Sciences folgen soll, wird es bereits 2025 mit 50 Patientenbetten in Betrieb gehen können. In den darauffolgenden fünf Jahren soll es schrittweise bis auf 350 Patientenbetten erweitert werden. Erste Fachärzte sollen ab 2030 im eigenen Lehrbereich der Klinik ausgebildet werden und zwei Jahre später soll die Eröffnung eines Medical College stattfinden.
Existierende Krankheiten vor Ort und eine Ausrichtung auf die Patienten ist dabei wichtig – das Krankheitsspektrum in Nepal ist sehr vielfältig und Krankheiten wie Polio (Kinderlähmung) existieren noch. Anders als in Deutschland wird die Klink nicht vorwiegend für Notfälle gebaut. Diese werden natürlich auch behandelt, aber im Vordergrund steht die Therapie von Krankheiten der Patienten zu einem bezahlbaren Preis. Zur Abdeckung höherer Behandlungskosten sind ein Mikro-Kreditsystem und eine eigene Bankfiliale vorgesehen.
Die nächsten Schritte
Die Kosten des Projekts wurden auf 25 Mio. Euro veranschlagt. Zur Finanzierung werden in den nächsten Monaten eine Stiftung gegründet und Sponsoren, Investoren und Partner angefragt. Zu den bisherigen Kooperationspartnern zählen die Goethe-Universität Frankfurt, University of Applied Sciences Frankfurt, das Bürgerhospital Frankfurt und die Wörner Traxler Richter Planungsgesellschaft mbh. Die für 22. bis 27. November 2020 geplante OAV-Delegationsreise nach Nepal kann zusätzlich zur Vernetzung und Bekanntheit des Projektes beitragen.