CNY und CNH – Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Währungsmanagement

Der O‘shore-Renminbi, kurz „CNH“, existiert nunmehr seit gut acht Jahren, seit 2014 ist er auch direkt in Frankfurt handelbar. Bei Importen von chinesischen Waren stellt der Renminbi als Handelswährung eine vorteilhafte Alternative zum US-Dollar dar. Denn was wenige wissen und noch weniger nutzen: der CNH bietet – im Gegensatz zur „Onshore“-Variante CNY – ein breites Spektrum an Absicherungsprodukten, die mit anderen Hartwährungen vergleichbar sind.


2017 überschritt der Wert der aus China importierten Güter und Dienstleistungen mit 101,84 Mrd. Euro erstmals in der Geschichte des deutschen Außenhandels für ein einzelnes Land die 100-Milliarden-Marke. Im Jahr 2018 stiegen die Importe aus China weiter an und erreichten 106,17 Milliarden Euro. Doch trotz all dieser Rekorde gibt es für die vertragliche Abwicklung der Import- und Exportgeschäfte zwischen Deutschland und China nach wie vor noch Optimierungspotenzial. Ein Großteil der Ein- und Ausfuhren zwischen beiden Ländern wird immer noch in US-Dollar fakturiert – und damit in einer Fremdwährung für beide Vertragsparteien. Gewohnheitsgemäß bevorzugen chinesische Vertragspartner den US-Dollar gegenüber dem Euro, schließlich ist der Außenhandel mit den USA durch Rekordüberschüsse von mehreren hundert Milliarden US-Dollar gekennzeichnet. Damit verfügen die Chinesen über reichlich US-Dollar-Devisen, die unter anderem zur Bezahlung von Importen aus Europa aufgewendet werden. Doch bei chinesischen Exporten nach Deutschland stellt die Verwendung des Renminbis als Handelswährung inzwischen für beide Seiten eine attraktive Alternative dar. Seit 2009 ermöglicht das RMB-Cross-Border-Transferabkommen zwischen der VR China und Hongkong die Verwendung des Renminbis als Handelswährung. Die VR China hat dabei ein in der Welt einmaliges Währungsregime mit einer faktischen Währung in zwei unterschiedlichen Systemen geschaffen: Es wird beim Renminbi zwischen der Onshore- und der Offshore-Variante di.erenziert. Der CNY bezeichnet dabei die bekannte und stark regulierte Onshore-Variante, das heißt die in Festlandchina verwendete gesetzliche Währung. Der im Ausland gehandelte Renminbi wird als CNH, die Offshore-Variante der Währung, bezeichnet. Dabei stellt der CNH keine eigene Währung mit separatem ISO Code dar, die Unterscheidung zwischen CNH und CNY erfolgt lediglich, um den Handelsmarkt der Währung zu unterscheiden.

Das RMB-Cross-Border-Transferabkommen sichert allen Ex- und Importeuren zu, dass die CNH beim physischen Transfer nach/aus China im Verhältnis 1:1 in/aus Onshore-Renminbi (CNY) konvertiert werden. Was anfangs nur wenigen ausgewählten chinesischen Im- und Exporteuren mit Geschäftspartnern in Hongkong und den ASEAN-Staaten gestattet war, breitete sich binnen fünf Jahren auf ganz China mit der ganzen Welt aus: Ausländische Ex- und Importeure können zur Bezahlung von Warengeschäften sowie Dienstleistungen, die in China unter der Handelsbilanz erfasst werden, mit Offshore-Renminbi (CNH) bezahlen beziehungsweise bezahlt werden. Dabei ist die synthetische Offshore-Variante CNH nicht nur wie alle anderen Hartwährungen in Offshore-Märkten ohne jegliche Auflagen frei handelbar – seit vier Jahren ist der CNH auch in Frankfurt direkt handel- und regulierbar –, sondern Banken bieten für CNH die gleiche Palette an Absicherungsprodukten an wie in US-Dollar, Schweizer Franken, Japanischen Yen oder anderen Hartwährungen. So ist es für deutsche Geschäftspartner bei der Verwendung des CNH als Handelswährung möglich, Wechselkurssicherungen wie klassische Termin- oder Optionskontrakte oder auch strukturierte Absicherungsprodukte abzuschließen.

Daraus ergeben sich im Wesentlichen insbesondere für deutsche Importeure drei geschäftliche Vorteile:

1. Preisvorteile von bis zu drei Prozent
Da chinesische Handelspartner nicht in dem Umfang auf Wechselkurssicherungsinstrumente von Banken zurückgreifen können, wie es in Deutschland üblich ist, werden diese beim Export chinesischer Produkte nach Deutschland Preisaufschläge für Währungsumtauschrisiken und -kosten einkalkulieren. Ist ein deutscher Importeur bereit, CNY (beziehungsweise CNH) als Rechnungsfaktura zu akzeptieren, entfallen diese Risiken für die chinesische Seite und es verringert sich auch der Buchhaltungsaufwand für den chinesischen Partner. So kann der Importeur bessere Lieferbedingungen und Preise aushandeln: Je nach verhandelten Zahlungszielen sind damit gegenüber einer vergleichbaren Quotierung in US-Dollar oder Euro Kostenvorteile von gut drei Prozent, zum Teil sogar mehr, verhandelbar.

2. Nachverhandlungen bei „ungünstiger“ Wechselkursentwicklung können vermieden werden
Sofern bei chinesischen Vertragspartnern Waren mit längeren Lieferund Vorlaufzeiten bestellt werden, kommt es regelmäßig zu nachträglichen Preisverhandlungen und dem Wunsch, Preis aufschläge zu akzeptieren, wenn sich die Wechselkurse zugunsten des deutschen Importeurs und damit zu Ungunsten des chinesischen Verkäufers entwickelt haben. Diese Mühe entfällt bei der Verwendung des Renminbis als Handelswährung, da das Wechselkursrisiko bei der Verwendung der chinesischen Währung ausschließlich auf der deutschen Seite liegt. Diese kann sich mit entsprechenden Instrumenten gegen die Wechselkursrisiken absichern.  

3. Zinsvorteil des CNH in Kursvorteil für den Warenimport wandeln
Über geeignete, strukturierte Devisenterminprodukte kann der deutsche Importeur seine künftigen Zahlungsverpflichtungen in CNH wechselkursseitig optimieren und zusätzliche Kursgewinne realisieren, also den Zinsvorteil des CNH gegenüber dem Euro in einen zusätzlichen Kursvorteil für den Importeur verwandeln. Denn die künftigen Wechselkurse spiegeln nicht nur erwartete E.ekte auf Wechselkurse angesichts makroökonomischer Ungleichgewichte wider, sondern sind im Wesentlichen durch die Zinsdifferenzen zweier Währungen auf den Finanzmärkten für jeweils gleiche Laufzeiten zu erklären. Das bedeutet, dass ein deutscher Importeur bei der derzeitigen Zinslage beim Kauf von CNH auf Termin einen „besseren“ Wechselkurs gegenüber dem CNH-Kauf als Kassageschäft erhält, d.h. er erhält für ein Termingeschäft, das erst in 3, 6 oder 12 Monaten fällig ist, mehr CNH je Euro.

Fazit: Der CNH ist eine attraktive Währung zur Bezahlung deutscher Warenimporte aus dem Reich der Mitte. Das Cross-Border-Transfer-Abkommen sichert dabei allen Warengeschäften, die in der Handelsbilanz erfasst werden, eine 1:1-Konvertierung vom Offshore- in den Onshore- Renminbi zu. Vor allem deutsche Importeure können in der gegenwärtigen Währungskonstellation von einem Geschäftsabschluss in Renminbi profitieren. Grundsätzlich ist dabei festzuhalten, dass jede Strategie für ein aktives Währungsmanagement immer auf eine ausgewogene Diversifikation in den gewählten Währungsabsicherungsprodukten setzt, also ein Mix an diversen Absicherungsinstrumenten. Als Leitlinie empfiehlt sich eine Drittelung aus Absicherungsinstrumenten (z.B. klassische Termingeschäfte), Partizipationsinstrumenten (z.B. Devisenoptionen) und offene Position/Optimierungsprodukte (strukturierte Produkte, wie z.B. TARFs).


Frank Sperling

Frank Sperling ist seit über 25 Jahren bei der DZ BANK tätig und leitet die Auslandsfachberatung in den Regionen Nord/Mitte und Ost. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Chinageschäft und war bereits 1996/97 Leiter der Repräsentanz in Shanghai sowie von 2000 bis 2006 Leiter des German Desk in der DZ-BANK-Filiale in Hongkong.