Global Forum for Food and Agriculture: Neue Impulse für die globale Land- und Ernährungswirtschaft

Vom 15. bis 17. Januar 2015 fand unter dem Titel „Wachsende Nachfrage nach Nahrung, Rohstoffen und Energie: Chancen für die Landwirtschaft, Herausforderungen für die Ernährungssicherung?“ das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) in Berlin statt.

Beim diesjährigen GFFA im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über 1300 Besucher zusammengebracht, darunter rund 70 Landwirt-schaftsminister aus der ganzen Welt, Beauftragte internationaler Organisationen und der Europäischen Kom-
mission. Das von der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft organisierte Indien-Fachpodium unterstützte den Aus-
tausch zwischen den zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft und gab Impulse, wie die Themengebiete Wirtschaftsentwicklung und Ernährungssicherung in Zukunft noch effi-
zienter gestaltet werden können.

Das Fachpodium widmete sich dem Thema „Boosting economic growth in rural areas in India through an effi-
cient agricultural and food value chain“. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Ernähr-
ung und Landwirtschaft Peter Bleser eröffnete das Fachpodium und betonte, dass die Wertschöpfung auch bis zur Bevölkerung in den ländlichen Gebieten reichen muss. Es müsse eine ausreichende Nahrungsmittel-versorgung und ein gesichertes Einkommen von Millionen von Bauern und ihren Familien sichergestellt sowie wirtschaftliche Entwicklungschancen des ländlichen Raums erfolgreich genutzt werden. Im besonderen Maße treffe dies auf Indien zu, dessen Landwirtschaftssektor knapp 60 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt und somit nach wie vor das Rückgrat der indischen Wirtschaft bildet.

 

Wachstum durch effiziente Wertschöpfungskette

Noch außerordentliches Potenzial bestehe für den indischen Agrarsektor, beachte man die hohen Nachernteverluste, eine vergleichsweise niedrige Ertragsquote bei der tierischen und pflanzlichen Produktion und geringer Wertschöpfung bei der Veredelung agrarischer Produkte. „Gerade deutsche Unternehmen können mit ihrem Know-how wesentlich dazu beitragen, dem indischen Agrarsektor und damit dem ganzen Land bei der wirtschaftlichen Entwicklung zu helfen.

Wir setzen auf ein Miteinander und Vorteile für beide Seiten“, so Staatssekretär Bleser. Die teilnehmenden Experten der deutschen und indischen Agrar- und Ernähr-
ungsindustrie richteten in der Diskussion den Fokus vor allem auf die dringend benötigten Effizienzsteigerungen in der indischen Agrar- und Ernährungswirtschaft,
die infolge von unzureichenden Betriebs- und Investitionsmitteln, begrenzter Verfügbarkeit von Fachpersonal sowie dem Phänomen der Landflucht nur vereinzelt um-
gesetzt werden.

Sanjeev Asthana, Vorsitzender des Agriculture Skill Council of India, einer gemeinsamen Initiative der indischen Regierung und Privatwirtschaft, machte auf die Wirkung innovativer technologischer Lösungen bei Anbau, Ernte, Lagerung und Transport sowie Verarbeitung aufmerksam. Hierbei könnten nicht nur die bislang unzureichen-
den Einkommensmöglichkeiten der zu meist kleinbäuerlichen Betriebe verbessert, sondern auch wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen und Anreize für die Pro-
duzenten geschaffen werden.

Insbesondere die berufliche Aus- und Weiterbildung landwirtschaftlicher Fachkräfte spiele hier eine gewichtige Rolle. Um die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnis-
se zu verbessern, die Exporte zu erhöhen, Arbeitsplätze zu schaffen und zur Armutsminderung in Indien beizutragen, wies Jang Sangha, Generalsekretär der POSCON – Confederation of Potato Seed Farmers, speziell auf die Rolle der Verknüpfung von indischen Produzenten mit den globalen Agrarmärkten hin, die durch den Zugang zu Produktionsmitteln, Krediten, Versicherungen, Informationen, Technologie und Absatzmärkten profitieren.

Sachid Madan, Geschäftsführer der Technico Agro Sciences Ltd (ITC Group), zeigte mit dem Thema Vertragsanbau einen vielversprechenden Ansatz zur Förderung der direkten Zusammenarbeit zwischen Kleinbauern und Unterneh-
men auf. So könne eine langfristige Integration von Kleinbauern in nachhaltige
Lieferketten erreicht und Geschäftsbeziehungen vertrauensvoll und für alle Be-
teiligten gewinnbringend ausgestaltet werden, erläuterte Madan.

Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Agrarproduktionen sei zu erwarten, dass sich die Ausweitung des Großhandels positiv auf die Schaffung der dringend notwendigen Kühl-, Lager- und Transport-
kapazitäten auswirken.

 

Emrah Göztürk, Vize-Präsident Africa/Middle East/India, GEA Farm Technologies GmbH, wies auf die Vortei-
le einer Stärkung von Kooperativen sowohl in der Milchproduktion als auch in der Milchverarbeitung für die Qualitätssicherung und -steigerung hin.

Praktische Vorführungen der neuesten Maschinen, Geräte und Technologien seien laut Dr. Jens Oeding, President Asia der CLAAS Global Sales GmbH, besonders wichtig, um einerseits Vorteile moderner Techno-
logie zu zeigen und andererseits in deren Anwendung zu schulen.

Abschließend richtete Jörg Rehbein, Sprecher Indien der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft im OAV, den Blick auf die „Make in India“- Initiative, die vom indischen Premierminister Narendra Modi im September 2014 gestartet worden ist, um ausländische Investoren anzuwerben.

Die Intention dieser Initiative, so Rehbein, sei es, Investitionen in Produktion und Verarbeitung zu fördern. Es sei zu erwarten, dass sich dies auch positiv auf die Entwicklung der Agrar- und Ernährungswirtschaft auswirkt, vor allem durch die Erhöhung der Qualität und Wettbewerbsfähigkeit indischer Produkte und die Entwicklung der Infrastruktur, insbesondere im ländlichen Raum.

 

 

 

 

 

 

 

Louisa Frölich

Louisa Frölich ist Projektassistentin im Koordinierungsbüro der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft im OAV.

www.gffa-berlin.de